Die Stiftskirche von Garsten

tember war man mit dem Bau des Sakristeigebäudes schon so weit, daß man mit dem Aufsetzen des Dachstuhles beginnen konnte. Am 7. November wurde die Arbeit völlig eingestellt. Um diese Zeit war der Baumeister Pietro Francesco Carlone nicht mehr am Leben und es ist ihm „vermög Pau Zötl, in welchem er selbst die Vorsehung getan**, sein Sohn Carlo Antonio Carlone als Baumeister nachgefolgt. Dieser bekam, solange die Maurer arbeiteten, monatlich 16 fl. 81 ). Carlo Antonio hatte sich selbst schon als Baumeister bewährt. So bezeichnet ihn der Garstner Chronist P. Ernst Koch als Erbauer der Schottenkirche in Wien 82 ), auch jetzt war er an verschiedenen Objekten tätig. Er reiste für diesen Winter nicht, wie gewohnt, in seine Heimat in Scaria am Comosee, sondern verblieb in Garsten. Doch machte er von hier aus kleinere Reisen, unter anderen „in aignen geschehen*' nach Admont und Seckau, wohl auch nach Kremsmünster und Schlierbach, wo er die von seinem Vater begonnenen Arbeiten fortzuführen hatte 83 ). i Am 21. April 1681 wurden auch in Garsten die Bauarbeiten wieder aufgenommen und schritten so rüstig voran, daß schon am 20. Juni die Mauern die volle Höhe er ­ reichten. Die Zimmermannsarbeiten verzögerten sich jedoch, da man sich bei der Erneuerung des Dachstuhles am Getraidestadel des Stiftsmeierhofes zu lang aufgehalten hatte. Die alten Dachziegel von dort sollten für die Kirche Verwendung finden. Erst am 17. Juli begann man mit dem Abbinden für den Kirchenbau. Plan und Ausführung waren dem jungen Garstner Zimmermeister Johann Offenhuber übertragen. Es war der erste Dachstuhl, den er selbständig setzte, doch rechtfertigte er vollauf das in ihn gesetzte Vertrauen. Man verbrauchte 1400 Stamm Holz, darunter fünf große Bäume von je 15 Klafter, die ungeschäftet über die ganze Breite des Langhauses reichten. Das Dach wurde sehr hoch und bekam auf einer Seite über dem Sakristeibau 139, über dem Langhaus 149 Lattenreihen. Mit 4. Oktober w r ar die Arbeit am Dach ­ stuhl vollendet, doch mußte man im Nachhinein eine kleine Änderung vornehmen, da man sich entschloß, statt des vorgesehenen Hohlgesimses ein eben vorkragendes Hauptgesimse zu schaffen. Man ging nun sofort an das Einwölben, und da sich die Arbeit wegen des sehr milden W etters bis in den Winter hinein fortsetzen ließ, konnte man noch in diesem Jahre die Gewölbe über Sakristei und Presbyterium vollenden. Von den Arbeitern nahm Johann Jakob Canevale mit 3. Dezember Abschied. Am 6. April 1682 begann man wie alljährlich den ersten Arbeitstag mit einer gemeinsamen Messe um 5 Uhr früh, zu der sich alle Werkleute einfanden. Diesmal waren auch schon die Stukkateure dabei. /Ms Prinzipal wurde Giovanni Battista Carlone. ein Bruder des Baumeisters, gewonnen. Er bekam vertraglich pro Jahr 6200 fl., wovon man ihm jedoch gleich in diesem Jahre 3500 fl. schuldig blieb 84 ). Ihm unterstanden Bartolomeo Carlone, ein Vetter des Baumeisters, Peter Camuzi, ein Schweizer und Domenico Garon, ein Mailänder. Diese drei hatten die Verfertigung der Zieraten über, während der Prinzipal nur die Figuren übernahm. Man hatte auch zwei Maurer mitgebracht, die die Gesimse zu ziehen hatten. Die Arbeitszeit dauerte bei den Stuckarbeitern von 5 Uhr früh bis 7 Uhr abends mit einer Stunde Mittagspause. Ihnen waren zwei oder drei Handlanger beigegeben, die die gleiche Arbeitszeit einhalten mußten. Die Stukkateure begannen ihre Arbeit im Sommerchor und sie ging, wie Anselm berichtet, „so schieinig vor sich, daß fast alle l ag ein engerl, wie sie in dem bettchor zu ersehen, ist verförtiget worden, ein großer ehgl aber, wi er das gsimbs der Kürchen tragt, über 2 tag nit vill bedörffen “ . Bis zum 29. September hatte man den Sommerchor und die Decke des Presbyteriums und Langhauses fertig, die Gewölbe in den Seiten ­ 18

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