Josef Drausinger - Führer durch Steyr 1959

Das am vollkommenste11 erhalten gebliebene gotische Bürgerhaus in Steyr ist das ehemalige Gasthaus „Zum goldenen Löwen", im Volksmund „ B u m m e r l h a u s " genannt, weil der Löwe auf d em Steckschild so gemütlich aussieht. Dieses Haus S t a d t - platz 32 weist eine reichgegliederte Fassade mit vorspringendem 1. Stockwerk, reidlem Maßwerkfries und Bogenblendarkaden auf. Es ist zweifellos das schönste aller Häuser in Steyr und wahr- idieinlich von ganz Österreich. Von den drei seiner L a r,1, b e n - g a n g h ö f e ist einer mit gedrehten gotischen Säulen ausgestattet; im dritten führt eine freie g o t i s c h e W e n d e l t 1· e p p e zum Hausgarten empor. Auch schöne gotische Türumrahmungen 11nd -beschläge begegnen uns in diesem 1954 von a llen späteren Zutaten befreiten herrlichen Patrizierhaus. Im Hofe S t ad t p l a t z Nr. 3 6 überrascht ei11 reizvoller, n1it Rankensgraffito geschmückter Turm. Entzückende S c h m i e d e e i s e n s c h i l d e r weisen die Häu- ser 4 4, 3 6 und 3 8 auf, ganz abgesehen wieder von den präch- tigen Höfen. S t ad t p l a t z Nr. 4 4 zeigt im Hinterhause eine offene Ton - n e n h a l l e mit Stumrippen, zu der eine Stiege emporführt. An der Ecke Grünmarkt-Pfarrgasse, zu der wir nun gelangt sind, steht der mächtige Renaissancebau des ehemaligen Berggerich- tes (jetzt B e z i r k s h a u p t m a n n s c h a f t), der um 1582 erbaut wurde. Auch dieses Gebäude besitzt einen Ru11derker und antwortet damit jenem am Anfange der Enge. Wir gehen nun aber nicht die enge, zackig ausgesparte P f a r 1· - g a s s e hinauf, sondern wieder einige Häuser zurück bis zur M a y r s t i e g e , die eng, düster und wieder schwibbogenüber- dacht zur B e r g g a s s e hinaufführt. Diese Gasse am Rande der ersten Niederterrasse gehört zu den ältesten der Stadt. Sie gewährt einen schönen Blick auf die Stadtpfarrkirche, auf deren Höhe wir u11s ja jetzt befinden, und in ihr steht auch das schon einmal erwähnte C ö l e s t i n e r i 1z n e n - K l o s t e r mit Kir- che, die im Zeitraum zwischen 1676 und 1681 erbaut wurde, nacl1 der Aufhebung des Klosters im Jahre 1792 aber in ein Theater umgebaut wurde. Auch der alte B r u n n e n am Platze nebena11 und die reiche Barock fass ade des Hauses Ber g - g a s s e 2 6 beanspruchen die Aufmerksan1keit. Die Hättser Nr. 18 und 75 weise11 wieder Kratzputzverzierungen auf. 32

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