Führer durch das Chorherrnstift St. Florian

auch für wissenschaftliche Tätigkeit begeisterte und so die Grundlage für das blühende wissenschaftliche Leben am Beginn des 19. Jhdt. in St. Florian schuf. 1794 wurde unter seiner Mitwirkung das theologische Studium in Linz wieder eröffnet, zu dem das Stift neben finanziellen Zuschüssen auch bedeutende und berühmte Lehrer stellte. 1807 hat Kaiser Franz 1. auch das Gymnasium in Linz dem Stifte zur Leitung und Besetzung mit Lehrkräften, die es allerdings auch besolden mußte, überwiesen. Der Propst wurde zum Direktor bestellt. 1809 erhielt er das Ritterkreuz des öste rr. kaiserl. Leopoldsordens "in Erwägung seiner vorzüglichen Verdienste . . " Propst Michael Arneth war bis 1848 sein Nachfolger als Direktor des Gymnasiums. In den Franzosenkriegen kamen feindliche Heere des öfteren durch St. Florian, im Jahre 1809 wurde im Stifte ein Spital eingerichtet. In allen Räumen außerhalb der Klausur, _selbst in den Kaiserzimmern und -auf den Gängen, waren Verwundete und Kranke untergebracht, von denen in der Zeit vom 22. 10. 1809 bis 23.4.1810 im ganzen 304 Personen gestorben sind. In der ersten Hällte des 19. Jhdt. überwiegen die wissenschaftlichen Leistungen der Chorherren . In der Theologie sind Franz Freindaller und Franz von Schwinghaimb zu nennen. Freindaller gab schon von 1802 -- 1821 ei ne „Theolog.-Prakt. Monatsschrift zunächst für Seelsorger" heraus, von der 34 Bände erschienen. Aus einem kleinen Dichterkreise, in dem auch Karoline Pichler gerne weilte, ragen Josef Frener, Josef Reiter und Josef Gugge r hervor. Die größte Bedeutung aber erlangte St. Florian auf dem Gebiete der Geschichtsforschung und Geschichtschreibung. Mit den Werken des Historikers Franz Kurz ist der Beginn der Geschichtschreibung in unserem Vaterland überhaupt anzusetzen. Er ist nicht bloß als der BPgründer da österreichischen Geschichtsforschung zu bezeichnen, sondern verstand es auch, St. Florian zu einer hervorragenden Pflegestätte der Geschichtswissenschaft zu machen. Hier sind besonders zu nennen: Jodok Stlilz, Josef Chmel, der als Archivar und Vicedirektor des Haus-, Hof- und Staatsarchives in Wien das Streben des Stiftes auf den fruchtbaren Boden der Reichshauptstadt verpflanzte, Josef Gaisberger und Franz Pritz, der c\ie erste und einzige Geschichte des Landes ob der Enns schrieb. 1 ) Auch die fortschrittliche Führung der Landwirtschaft wird von den Besuchern des Stif tes in der damaligen Zeit begeistert gelobt und hat sich für die Bauern in der Umgebung ungemein nützlich ausgewirkt. Josef Schmiedberger schrieb Werke von dauernder Bedeutung über Obstbau und Schädlingsbekämpfung. 1 ) Zibermayr, das oberöslerreichische Landesarchiv, Linz 1950 S. 238 - 257 17

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