Geschichte der Freidenker -Die Freidenkerbewegung in Steyr

Wolfgang Hack, im März 2015 3 1891 fiel die Wahl als Obmann auf den späteren Abgeordneten und Gemeinderat Ludwig Wutschel, der dreißig Jahre lang das Schiff des Vereines zum Wohle der Freidenker lenkte. Aus Deutschland kamen Norbert Blum, Karl Scholl und Johannes Rouge, die in Wien und Graz Anhänger fanden und „freichristliche“ Gemeinden gründeten. „Doch die Polizei war stets ein gefügiges Werkzeug der Klerikalen, Rouge flüchtete und Scholl wurde 1849 aus Graz ausgewiesen. Die Mitglieder der Gemeinde wurden gewaltsam der römisch – katholischen Kirche einverleibt und viele wurden des Landes verwiesen.“ Kardinal Rauscher, Erzbischof von Wien, und Graf Leo Thun, von 1849 an Kultus – und Unterrichtsminister, wetterten gegen die Glaubenslosigkeit des Volkes, die als die Ursache der Revolution bezeichnet wurden. Am 18. August 1855 schloss Kaiser Franz Joseph I. ein Konkordat mit Papst Pius IX., das der Kirche u. a. weitgehenden Einfluss auf Unterrichtswesen und Eherecht zubilligte. Es verdrängte das uralte Regiment des Staatskirchentums und räumte der Kirche im Habsburgerreich vorübergehend eine wahrhaft imperiale Stellung ein: so wurde das kanonische Recht zum Staatsrecht erhoben, verzichtete die weltliche Macht auf jede Einmischung in geistliche Angelegenheiten, waren das gesamte Schulwesen und die Bücherzensur den Bischöfen unterstellt und richtete sich die Ehegesetzgebung einseitig nach dem katholischen Dogma.. „Wir haben nur noch Talent zur Musik und zum Konkordat“ seufzte der alte Grillparzer.3 Es wurde jedoch am 31. Juli 1870 von Österreich aufgrund der Maigesetzte gekündigt. Diese waren auf Drängen liberaler Abgeordneter vom Reichsrat in Österreich angenommen worden. Die Dogmatisierung der Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubensfragen war 1870 der Vorwand für die Kündigung des Konkordats durch die Regierung Michael Biron, bis 1863 katholischer Seelsorger in Deutschland gründete 1869 in Graz zusammen mit Zimmermann und Kutschera die „Freie Religionsgenossenschaft“, die sich später in eine „Freidenkergesellschaft“ umwandelte und im Oktober 1869 den „Freidenker, Blätter für Humanität, Aufklärung und Bildung“ herausbrachte. Er verließ im April 1871 das „verpfaffte Österreich“. In Wien hielt sich bis 1851 die von Scholl gegründete „Freichristliche“ Gemeinde, bis ihr Vorsitzender Preßegger des Landes verwiesen wurde. 1868 gründete in Wien Eduard Schwella, ein ausgetretener ehem. römisch katholischer Priester die „Konfessionslose Gesellschaft“ oder „Freie Kirche der Vernunft“. 1869 bis 1876 gab er eine Halbmonatsschrift die „Freie Kirche“ heraus, darauf arbeitete er in der von Martin Hilferding gegründeten „Inland“ mit, 10 Jahre später gab er den „Lichtfreund“ heraus. Er verstarb am 18. Mai 1894. Unter Wutschel wurden 1894 Ortsgruppen im VI., XVI. und XVII. Bezirk gegründet, die Ortsgruppe in Floridsdorf wurde von „Freunden“ unterminiert und ging ein. 3 Kirche, Ketzer, Klerikale, Seite 11, F.J. Grobauer, Wien 1983

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