Geschichte der Freidenker -Die Freidenkerbewegung in Steyr

Wolfgang Hack, im März 2015 2 Um 1700 entstand eine geistige und soziale Reformbewegung, die Aufklärung. Durch rationales Denken sollten alle den Fortschritt behindernden Strukturen überwunden werden. Man berief sich auf die Vernunft als universelle Urteilsinstanz, der Kampf gegen Vorurteile, die Hinwendung zu den Naturwissenschaften, das Plädoyer für religiöse Toleranz und die Orientierung am Naturrecht wurden gefordert. Gesellschaftspolitisch zielte die Aufklärung auf mehr persönliche Handlungsfreiheit (Emanzipation), Bildung, Bürgerrechte, allgemeine Menschenrechte und das Gemeinwohl als Staatspflicht. Auf Grundlage der Ideen der Aufklärung begann 1789 die Französische Revolution mit tiefgreifenden macht- und gesellschaftspolitischen Veränderungen in ganz Europa, die das moderne Demokratieverständnis entscheidend beeinflussen sollten. 1848 kam es in Österreich zur Revolution, Ursachen waren der starre Konservativismus unter Metternich, der den monarchischen Absolutismus verteidigte und liberale und nationale Bestrebungen mit hartem Polizeiregiment und strenger Zensur bekämpfte. Die soziale Lage der Bauern, kleinen Handwerker und der entstehenden Industriearbeiterschaft war sehr schwierig. Der Arbeitslohn war gering, Kinderarbeit weit verbreitet. Die rasch, aber unorganisch durchgeführte Mechanisierung verursachte Massenarbeitslosigkeit und Hungerdemonstrationen. Der Bauernstand war trotz des Untertanenpatents von Joseph II. (1781) durch Zehent und Robot schwer belastet; in Galizien kam es bereits 1846 zu einem blutigen Bauernaufstand. Unzufrieden waren auch das liberale Bürgertum und die Intelligenz, vor allem die Studenten, die gemeinsam mit Buchhändlern, Druckern und Schriftsetzern die eigentlichen Vorkämpfer der bürgerlichen Revolution wurden. Dies war die Zeit für Gedanken über eine neue Gesellschaftsordnung. „Der zwanzigste Februar 1887 ist für die Freidenker in Österreich historisch – denkwürdig, denn an diesem Tag fand in Wien, VI., im Hotel „Englischer Hof“ die Gründungsversammlung des „Vereines der Konfessionslosen“ statt Internationales Abzeichen war und ist das Stiefmütterchen, weil „zwei Blumenblätter als Stiefkinder nur auf einem Stuhl (nämlich einem Kelchblatt) sitzen müssen, während zwei andere Blumenblätter als „rechte“ Kinder je einen Stuhl haben dürfen und die Stiefmutter gleich zwei Stühle besetzt.“ Da freies Denken und Handeln von der geistlichen und weltlichen Herrschaft seit jeh und überall als Stiefkinder vernachlässigt und gequält wurden, so ist diese Blume bald zum Symbol des Freidenkertums der ganzen zivilisierten Welt geworden. In Deutschland verwendete man das Vergissmeinnicht.2 Nachdem der erste Obmann, Dr. F. Plowitz „auf Druck von außen“ sein Amt zurücklegen musste, folgten Langtamer und Gustav Häfner. 2 Freidenker Jahrbuch 1923, S. 150

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