Fabrik wird Museum

rerseits ist es nötig, für diese neuen Vermittlungsformen, auch inhaltlich fächerübergreifend , die Grenzen der Einzelwissenschaften überschreitend, zu arbeiten. Bei einem Museumsbesuch ist es wichtig, nicht mit einer ganzen Gruppe zu arbeiten und auch nicht nur Führungen im herkömmlichen Sinn zu veranstalten. Mit einer Gruppe von 25 bis 30 Menschen zu arbeiten, bedeutet, daß sehr bald Grenzen erreicht werden: Grenzen der gegenseitigen Aufmerksamkeit, des Interesses, der Möglichkeit eines echten Austauschs, der Möglichkeit etwas auszuprobieren und die da~ei gesammelten Erfahrungen auch zu verarbeiten, Grenzen der Uberschaubarkeit eines Prozesses. Gerade bei den Themen, die bei einem Museum der Arbeitswelt auftauchen: hochtechnologische Arbeitsprozesse, Rationalisierung der Arbeit, Arbeitsschutz, gewerkschaftliche Organisationsformen, Zukunft der Arbeit, Arbeitslosigkeit u. a. m., aber auch bei historischen Fragen nach sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen, von Veränderungen der Arbeitsprozesse und des maschinellen Standards , ist es unumgänglich, einzelne Details mit Hilfe von z. B. Rollenspielen und/oder Werkstatterfahrungen anschaulich und erinnerbar zu gestalten. Vor allem ist es dabei wichtig, den individuellen, vom Besucher mitgebrachten Erfahrungs- und Informationsstand zu berücksichtigen, die Teilnehmer genau damit ernst zu nehmen und ihnen Möglichkeiten zu öffnen, einen derartigen Fragenkomplex differenzierter wahrnehmen zu können . Es geht nicht so sehr um fertige Antworten, als um genauere Fragestellungen. Diese wiederum lassen neue Zusammenhänge erkennen. Emanzipatorische Kulturarbeit - und dazu ist Museumspädagogik zu zählen - hat hier eine enorm große und zum Teil noch völlig brachliegende Möglichkeit. Sie muß sehr genau vorgehen und braucht dafür Zeit und die Unterstützung aller am Museumsaufbau Beteiligten. Aber nicht nur die Kooperation zwischen Museumspädagogen, Wissenschaftlern, Schulbehörde, Lehrern und allen anderen Bil - dungsinstitutionen bzw. gewerkschaftlichen Gruppen und Vereinen ist Voraussetzung für gelingende museumspädagogische Arbeit, sondern es ist auch ganz wichtig mit Kollegen aus dem Ausland zu kooperieren und einen Informationsprozeß zu initiieren. Dies bedeutet eine Form der Weiterbildung und ist für das Museum auch eine Werbung. Museumspädagogen sind die unerse tzbaren Mittler zwischen ausgestellten Gegenständen, wissenschaftlichen Inhalten und Alltagserfahrungen und Alltagsfragen von Besuchern. Das Bewußtsein, das Wissen und die vielfältige Auseinandersetzung der Museumspädagogen ermutigt dazu , daß Besucher sich auf Ungewohntes 47

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