Fabrik wird Museum

Womit arbeitet er? Womit waren seine Eltern beschäftigt? Wie lebte er als Kind? Was wünscht er für seine Kinder? Was sind seine vordringlichsten Fragen zum Thema Arbeitswelt? Hat er Armut, Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfälle, Umstrukturierungen, Streiks miterlebt, mitgestaltet? Was ist daraus entstanden? Sammelt er selbst etwas? Was macht ihn neugierig? Was empfindet er als langweilig? Wo fühlt er sich angeregt, selbst etwas beizutragen? Für die museumspädagogische Arbeit ist es Voraussetzung, derartige Fragen von Besuchern und ihre jeweilige Authentizität mit wissenschaftlichen Inhalten und bildenden Gehalten miteinander in Verbindung zu bringen. Das bedeutet auf jeden Fall - vor allem bei der Arbeit mit Gruppen -, daß es sinnvoll ist, den Museumsbesuch vorzubereiten. Vor allem bei Schülern ist darauf zu achten, daß die Vorbereitungsmaterialien nicht als zusätzliche Belastung und einzulernende bzw. abprüfbare Information gestaltet werden, sondern daß die Neugierde zum Thema geweckt wird, die Schüler in ihren alltäglichen - von schulischen und auch von musealen Inhalten zum Teil unabhängigen Lebensfragen - angesprochen werden und ihre bisherigen Erfahrungen und ihr Wissen ernst genommen wird . Schüler sind - wie alle anderen Besuchergruppen auch - unsere Austauschpartner für das Museum und seine Inhalte. Das bedeutet, daß ihre Blickwinkel eine Erweiterung und Bereicherung darstellen. Bei den Vorbereitungsmaterialien ist auch nicht zu vergessen, sie für den Lehrer ebenso anregend zu gestalten, damit sie nicht eine zusätzliche, ungeliebte Belastung für den Schulalltag werden, sondern auch Aufforderung und Anregung zur Selbsttätigkeit von Schülern und Lehrern. Materialien zur Vorbereitung eines Museumsbesuches sind dann richtig verwendet, wenn sie - wie der Museumsbesuch selbst - nicht zur Benotung und Beurteilung verwendet werden. Das Museum birgt andere Annäherungs- und Wahrnehmungsformen durch die Authentizität der Gegenstände und ihrer Zusammenhänge als es die schulischen Medien bieten. Dies sollte so wenig als möglich durch die fixe Vorstellung, Schüler disziplinieren und benoten zu müssen, verhindert werden. Soll den aufgezeigten Bildungsbarrieren begegnet werden, so ist es wichtig, neue Wahrnehmungs- und Erfahrungsformen im Museum zu erschließen und diese mit dem Besucher gemeinsam zu aktualisieren. Auch „Geschichte" , ,,Arbeit" , ,, Kunst" kann darin aktualisiert werden, wenn einerseits die Wahrnehmungs- und Erfahrungsformen nicht nur auf zerstreuendes Schauen und kognitives Lernen oder ästhetische Be-Wertung ausgerichtet sind, sondern auf gegenwärtige und zukünftige Fragen, Bedürfnisse und Probleme. Ande46

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2