Fabrik wird Museum

wenn Museumsarbeiter beruflich oder privat zusammenkommen. Wir forschen über Arbeit und Gesundheit und haben Idealvorstellungen von einer Arbeitssituation, die in Harmonie mit anderen menschlichen Bedürfnissen steht. Gleichzeitig erleben wir uns in einem nicht auflösbaren Spannungsfeld: die Selbstverantwortung und Engagement für die Arbeit läßt uns freiwillig auf bereits erkämpfte Arbeitnehmerrechte verzichten, den Achtstundentag, die Wochenenden; eventuell sogar der Urlaub und unsere Freizeitbedürfnisse kommen zu kurz. Die arbeitspsychologische Literatur ist reich an Ratschlägen zur Leistungssteigerung: durch Arbeitszufriedenheit, ~urch das Gefühl der Wichtigkeit der eigenen Arbeit, durch die Uberschaubarkeit des eigenen Arbeitsbereiches und durch ab und zu gut plazierte Streicheleinheiten - und wir merken, zu unserer Verwunderung, ein bißchen streicheln und loben täte uns auch ganz gut. ,,Der Kampf um Arbeitsfreude" war eine Forderung der letzten Mitarbeitertagung. Der Kampf um Arbeitsfreude und der Kampf um Arbeit überhaupt sind für uns zentrale Problemfelder. Wir sind ein großes Arbeitslosenprojekt und wachsen ständig. Wenn das Projekterfolgreich aufgebaut ist , ist unsere Arbeit beendet. Laut verschiedener Untersuchungen ist die Angst vor Arbeitsplatzverlust eine der stärksten psychischen Belastungen, sie fördert Konkurrenz und erschwert Solidarisierung. Sie ist auch im Museumsalltag spürbar - blockiert sie doch viel von den Möglichkeiten eines demokratischen Museums. Wie ist diese Demokratie machbar, Frau Nachbar? 83

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