Fabrik wird Museum

Kerstin Witt/Uschi Zobernig Spürbare Forschung Impressionen aus dem Museumsalltag Wir sitzen im Büro und forschen über Arbeitsbedingungen. Wir lesen eine Untersuchung über die Veränderung der Büroarbeit: psychische Belastungen nehmen zu. Derweil klingelt in unserem Büro fünfmal das Telefon, man möchte unseren Kollegen, den Herrn Magister sprechen - leider, er ist nicht da. Zwischendurch füllt sich unser Arbeitsraum - und gefüllt ist er schnell, da neben den drei Schreibtischen nur noch wenige Stehplätze vorhanden sind - mit weiteren Museumsmitarbeitern, die hier gerade etwas zu tun haben. Und wir werden in Gespräche verwickelt, machen Termine aus, verabreden Telefonate und organisieren. Die Ruhe zum kreativen und produktiven Forschen ist dahin. Hektik und Lärm sind starke Belastungen im Großraumbüro - nicht nur dort. Der Arbeitsdruck nimmt tendenziell zu , klagen die in der Untersuchung Befragten. In Betrieben mit moderner Arbeitsorganisation hat die spürbare Kontrolle von seiten der Vorgesetzten abgenommen . Diese Rolle erfüllen jetzt Gruppen- und Termindruck. Termindruck - jedem Museumsarbeiter ist das ein bekanntes Thema, wo sich das Gesicht zu einem gequälten Lächeln verzieht. Der 29. April 1987 belastet so manchen Kopf oder Magen, je nach psychosomatischer Präferenz. Eine spezielle Ironie - die von uns erforschten Arbeitsbedingungen am eigenen Leib zu spüren. Am Anfang war die Idee eines „demokratisch en Museums". - Als motivierte Mitarbeiter mit Teamgeist bauen wir an unserem Museum - selbstverantwortlich, kreativ, engagiert. Gemäß der neuen Managementtechniken läßt man uns unseren notwendigen Freiraum zur kreativen Forschung - kontrolliert wird höchstens die Leistung. Demokratie ist schwierig: Welche Qualitäten braucht die Führung? Wer trifft welche Entscheidungen? Wie schaut die Hierarchie aus? Wer ist für was zuständig? Im Museum, wo auch immer neue Arbeitsbereiche auftauchen, ist die Kompetenzabklärung ein fast ständiger Prozeß, der immer wieder Energie und Kraft kostet. Welche Art von innerer Organisation erfordert ein Projekt, das in seinem Verlauf immer größer wird? Unser Projekt ist ein potentielles Lernfeld für Organisationsentwickler. Und in der Tat ist das ein dominantes Gesprächsthema, 82

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