Das Steyrer Kripperl

8 Geramb und Zack. Schrauben für die ,nechanischen Gruppen der Handwerker. Dabei ist dergan~e Raum so klein, daß man sich in dem Gewimmel von Puppen und Vorrichtungen kaum rühren kann. Es ist die richtige Schnür~odenwelt in kleiner, aber um so gedr.ängterer Auflage. Und diese ganze wirre Welt meistern nun die Spi~ler. Das sind keine gelernten Schauspieler und Theaterleute, sondern ganz schlichte ungeschulte Kräfte aus dem Volke. Und darin liegt ein neuerlicher besonderer Reiz des Steyrer Kripperls . Vergessen sind leider die Namen der Generationen von Spielern, die ehedem hier ihres Amtes gewaltet haben. Denn es ist, wie gesagt, nichts Scprift-- liches üher dieses weihnachtliche Puppenspiel aufzufinden. Es wird aber wohl immer so, wie noch heute, gewesen sein: Schlichte Leute aus dem Volke, die freilich eine mehr als gewöhnliche Gabe an Mutterwitz und Eulenspiegel-Schalkheit mitbekommen haben, werden es immer gewesen sein, die den toten Puppen Sprache und Bewegung eingehaucht haben. Gewöhnlich werden sie schon als Kinder eifrige Kripperlbesucher gewesen sein und viele der ständig wiederkehrenden Liedlein und Sprüchlein schon damals zu festem Innenbesitz gemacht haben. - So verhält sich's auch mit Joseph a Mohr, der schlichten aus den Arbeiterkreisen de!.' Waffenfabrik stammenden Frau, die heute neben ihrer schweren Berufsarbeit immer noch all die Liebe und nimmermüde Begeisterung aufbringt,. das Spiel von Allerheiligen bis Lichtmeß jeden Sonntag fünf- bis sechsmal zu spielen. Sie darf wohl mit Recht _die See 1 e des Steyrer Kripperls. genannt werden. Und sie ist die r i c h t i g e Seele. Etwas vom gütigen Behagen der märchenerzählenden Mutter und dazu eine Fülle goldenen, nie versiegenden und nie _verlegenen Humors ist über ihr ganzes Wesen gebreitet. Die gemütliche Steyrer Mundart mit ihrem leisen und traulichen Sington, der durchaus echte, niemals gemachte und von keiner geschulten. Bühnenkraft je so zu erreichende volks_tümliche Humor, der sprudelnde Mutterwitz, der sich am Jubeln und befreienden Lachen der zuhörenden Kinderseharen immer wieder neu entzündet und die Spielerin aus dem Stegreif immer wieder neue Späße erfinden läßt, das alles verleiht ihrem Spiele einen natürlichen Reiz, der uns im Vergleich mit den heute üblichen Volksbelustigungen in Kino-Schauerdramen wahrhaft wie eine Erlösung wohltuend berührt. Seit kurzer Zeit ist der Frau Mohr als Partner del' Maschinsteller aus der Waffenfabrik Herr Ferdinand S c h m i e d in g er zur Seite gestellt. Er ist langjähriger Spieler im Gesellen-Haustheater und ist namentlich für die männlichen Rollen eine wertvolle Stütze. Über seine prächtige Art, den wütenden, brüllenden Bartel zu gebe11, haben nicht nur die Kinder, sondern auch wir Großen wahrhaft Tränen gelacht. Diesen beiden Hauptspielern stehen nur noch ein paar Buben zm· Seite, die namentlich das Hin- und Hertragen der Figuren, das Glockenläuten und überhaupt das Hervorzaubern der verschiedenen Licht- und Schallwirkungen besorgen. Die Schlagfertigkeit, Geistesgegenwart, Blitzschnelle und Sicherheit in der Bedienung der Figuren ist, namentlich,

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