Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

Wir wollen den Inhalt der deutschen Bearbeitung kurz darlegen. Von Seite 40 an betont Eybel ständig die einstigen Befugnisse des Volkes in der Bestimmung der Bischöfe und Päpste. Seiten 40 - 83 liefern Belege dafür. Von Justinian angefangen hätten dann die Kaiser die „Ernennungsstimme des Volkes fortgesetzt" (Seite 84). Nun sind die Weichen gestellt: der Rest des Buches dient der Behauptung, es läge in den Rechten der Könige, die Vorsteher in der Kirche zu bestimmen (S. 99 f. insbesondere). Seiten 145 ff. implizieren Befugnisse des Kaisers bei den Papstwahlen. Nach geschehener Papstwahl hätten die Landesfürsten das Recht, die Wahl zu mißbilligen (Seite 149), doch bleibt der Autor unbestimmt, wie dies geschehen könne. Was die Bischofswahlen betreffe, so habe der Landesfürst als Staatsbeschützer und Kirchenanwalt sein natürliches Recht bei der Bestimmung; ähnliches gelte auch für die Abts- und Prälatenwahlen (Seiten 152 f., 154). Konsequent widerspricht etwa die Vorbehaltung von Pfründen durch den Heiligen Stuhl den landesfürstlichen Gerechtsamen (S. 158 f.). Grundtenor der ganzen Arbeit ist: die Vorsteher in der Kirche können von sich aus keine weiteren Vorsteher gültig bestimmen; alles liegt letztlich beim Landesfürsten, der jeder kanonischen Wahl erst Gültigkeit verleiht, weil es seine landesfürstlichen Gerechtsame so erheischen. In den Jahren 1775 und 1776 veröffentlichte Eybel ein weiteres kirchenrechtliches Werk, dessen beide Bände er Paul Joseph von Riegger bzw. Franz Joseph von H eincke widmete53 . Es blieb unvollendet54_ Die Totenrede für Paul Joseph von Riegger, die Eybel am 3. Juni 1776 hielt, zeigt den engen Anschluß Eybels an seinen Lehrer. Die gedruckte Rede 55 wurde von der Allgemeinen deutschen Bibliothek56 zum Anlaß genommen, ihren Lesern Nachrichten über den Verstorbenen zu liefern. Auch der Nova Bibliotheca ecclesiastica Friburgensis diente die Rede zur Unterlage eines Nachrufs auf Riegger57_ 53 Ordo Principiorum ]urisprudentiae ecclesiasticae Pars. l. de Lege ecclesiastica divina tarn nat1<rali quam positiva. Viennae, Typis Josephi Kurzbök . . . 1775. (8) + 127 S. - Pars. II. de jure Christianorum ecclesiastico antiquo seu illo per priora Ecclesiae Christianae fere VIII. Secula . .. MDCCLXXVI. (24)+86+(7) S. (Die letzten 7 unnummerierten Seiten sind kirchenrechtl. Thesen). Expl. Kirchenrecht!. Institut, Theologische Fakultät Innsbruck, F. 356 Nr. 133. 54 Ne v. 17. 7. 1778, S. 113. 55 Oratio funebris, quam ad solennes Exequias perillustris Domini Pauli Josephi a Riegger ... in Palatio academico dixit 3. junii MDCCLXXVI. ]osephus Valentinus Eybel ... Viennae, Typis a Ghelenianis. 48 S. Expl. StB Kremsmünster in Bu 11. ,56 AdB, Anhang zu dem 2'5. - 36. Bd., o. J., S. 405 - 407. 57 Monumentum de Vita Pavli Ios ephi a Riegger, Iurisconsulti Vindobonensis celeberrimi, in NBeF IV /4, 1779, S. 545 - 553. 47

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