Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

angenommenen Lehren öffentlich vertheidigte, so wurde dieses Unternehmen zu Rom sehr übel aufgenommen, und der Verfasser beschuldiget, er habe die Immunität der Kirche angegriffen, die Kraft ihrer Gesetze entnervet ... Am allermeisten wurde ihm zur Last geleget, daß er, da er die Vorzüge des Primats erklärte, sich auf die Schriften eines Richerius, Sarpi, de Dominis, Febronius, Lochstein, Contini, Pereyra bezogen hatte ... " Wieder einmal freuten sich Wiens Jansenisten über die Wahl, die Eybel mit Mayrs getroffen hatte, denn die Ansichten des süddeutschen Zisterziensers über die Utrechter Kirche und die herabgekommene französische Reichskirche wurden in den Nouvelles warm begrüßt4 8. Doch sind wir nun zeitlich etwas vorausgeeilt. 1774 veröffentlichte Eybel eine lateinische Abhandlung über Natur, Ursprung und historische Entwicklung der Wahlen (!) der Kirchendiener49 . Er durfte diese Arbeit der Kaiserin widmen. Wieder einmal fand sie Beachtung in der von Klüpfel herausgegebenen Nova Bibliotheca ecclesiastica Friburgensis50 ; sonst ist uns keine Rezension bekannt. 1781 wurde dieses Buch gekürzt ins Deutsche übersetzt51 . Als Bearbeiter fungierte der Exjesuit und Weltpriester Wenzel Sigismund Heinze52 , ein drittrangiger Verehrer des Linzer Landrates. 48 Ne v. 31. 7. 1778, S. 123. 49 ... Lucubratio canonica exhibens Notiones de Natura, Ortu et Progressu Electionum Personamm ecclesiasticarum Mariae Theresiae Augustae Honoribus dicata, wm sub ejusdem gloriosissimis Auspiciis Positiones ex universa Jurispmdentia ecclesiastica ... Joannes Nep. Dankesreither . .. Die IV. Sept. MDCCLXXIV. publice propugnaret. Vindobonae, typis Josephi Kurzböck . . . (8) + 167 S. + Positiones ex Jure ecclesiastico ... (11) S. - Expl. StB Kremsmünster in Bu 11. SO NBeF I/3, 1775, S. 528 f. 51 Etwas von den Wahlen der Religionsdiener. Aus dem lateinischen Werke Herrn Joseph Valentin Eybels, k.k. wirklichen Raths bey der Landstelle ob der Enß. übersetzet von W. S. Heinze, Weltpriester. Wien, 1781. bei Joseph Edlen von Kurzbeck. 166 S. - StB Schlägl 068213, Kremsmünster Bu 12' 80. Die erste Annonce fanden wir im Anhang der Wiener Zeitung Nr. 9 v. 30. 1. 1782. Rez. WRealZ 1782 S. 112: ,Ihre Güte ist ohnehin bekannt'. 52 W. S. Heinze, * 1735 oder 1737, t 1830. Er hatte kein Glück in seinem Streben nach Karriere oder Anerkennung; vgl. sein Büchlein: Konduitenliste über verschiedene k .k. Beamten verschienen Ranges. Qui nihil potest sperare, desperet nihil. 1783, 126 S., rez. AdB 61. Bd., 1785, S. 249. Diesem se ltenen Büchlein bin ich noch nirgends begegnet. Heinze wird neben Wittola, Eybel, Johann Rauttenstrauch, Cremeri und Meissler als ,Glaubensfege r' bezeichnet in Biographie der Glaubensfeger in Oesterreiche, in NS V, 1784, S. 22. Dafür wird er in Wittolas WKirchZ 1786, Sp. 20 f, 736 warm vertei digt. 1781 widmete Heinze Eybel ein holpriges Lobgedicht: ODE an das Verdienst, als Eybels Bildniß den Bildnißen anderer berühmter Männer in dem Universitätssaale in Wien beygehängt wurde. Von W. S. Heinze, Weltpriester, Lehrer der Aesthetik zu Linz. Wien, bey Joseph Edlen von Kurzbeck, 1781. (8) S. Expl. Wien Stadtbibl. A 23192. 46

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