Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

In den Jahren 1776, 1777 und 1779 gab Eybel ein Corpus ]uris pastoralis in vier Teilen heraus58 • Die jansenistischen Nouvelles ecclesiastiques59 bescheinigten Eybel, daß er für die Collectio (1774 - 1777) wie für dieses Corpus eine gute Auswahl von Schriften getroffen habe und hoben hervor, er wolle im Corpus beweisen, daß das neue, in den k.k. Staaten zur Einführung gelangte Kirchenrecht von den frömmsten, aufgeklärtesten und in deutschen Landen, ja ganz Europa angesehensten Bischöfen vertreten werde. Den zeitlichen Beginn der ausgewählten Hirtenbriefe macht Johann Joseph Trauthsons (1704 - 1757) berühmter Wiener Hirtenbrief vom 1. Jänner 1752, ein erstes populäres Zeugnis kirchlicher Aufklärung aus den Reihen des österreichischen Episkopats60 . Den Wiener Jansenisten war die neuerliche Veröffentlichung dieses Pastoralschreibens durchaus genehm61 . Ein weiterer Bischof, der mit einem Hirtenbrief in das Corpus aufgenommene febronianisch beeinflußte62 Fürstbischof von Speier, August Limburg-Stirum, wurde später als reaktionärer Gewaltmensch ziemlich unbeliebt63 . Auch das Rundschreiben Hermann Hannibal Graf von Blümegens64 von 1774, das Eybel in diese Sammlung aufnahm, war bei Josephinern recht geschätzt. 58 Corp11s J11ris pastoralis novissimi se11 celebres ecclesiasticae Leges . .. a Josepho Valentino Eybel, . .. Pars l . Viennae, Typis Jo sephi K11rzbök, ... MDCCLXXVI. (6) + 106 S. - Pars II MDCCLXXVII. (16)+74+(6) S., Hofkanzler Graf Blümegen gewidmet vom Defendenten Maximilian von Martini, der am 18. 3. 1777 defendierte. - Pars III. 1777. (14) + 80-(2) S. Andreas Grafen Hadik gewidmet vom Defendens Mathias Teng aus Villach, der die Positiones auf den letzten beiden Seiten von Pars III am 25 . 4. defendierte. Expl. Linz Studienbibl. 72614. - Der Inhalt der ersten drei Teile im einzelnen: I. S. 1 - 9 Hirtenbrief J. J. v. Trauthson, v. 1. 1. 1752. S. 10 - 22 Ferdinand von Hallweil , Bischof von Wiener Neustadt, v. 29. 5. 1751. S. 22 - 72 ein Hirtenbrief von August Limburg-Stimm, undatier t . S. 73 - 106 Salzburger Hirtenbrief vom 6. 12. 1775 gegen übermäßige Vornahmen von Exorzismen. II . S. 1 - 74 H. H. v. Blümegens Königgräzer Hirtenbrief v. 18. 3. 1774. III. Firmians Vorwort zur Herausgabe von Opstraets Pastor boni« vom 17. 6. 1764, s. 1 - 16. S. 17 - 48 J. M. v. Thun-Hohenstein über die Bibel. S. 49 - 80 B. A. Kercselich de Corbavia, infulierter Abt von Kacs, Kanonikus von Zagreb, über das Amt des Archidiakons. 59 Ne v. 17. 7. 1778, S. 113. 60 Dieser Hirtenbrief wurde noch im 19. Jh. beachtet; abgedruckt in: Zeitschrift für Philosophie und kath. Theologie, NF 13. Jg., 2. Heft, S. 185 - 197. 61 Vgl. Ne v . 31. 7. 1778, S. 123 f. 62 So Haberschaden in ZRG Kan. Abt. 1939, S. 344 Anm. 4. 63 J. Wille, August Graf v. Limburg-Stimm, Fürstbischof von Speier, Heidelberg 1913. 64 * in Wien 1. 6. 1716, t in Brünn 17. 10. 1774; 1759 - 1764 Domdechant in Olmütz, dann Bischof von Königgrätz. 48

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