Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

weder Oesterreich, weder Pfalzbayern zugeben, daß die in Oesterreich und Ffalzbayern liegende Güter des Hochstiftes, als Güter des neuen Fürsten und Eroberers des Fürstenthums Passau angesehen würden, weil beede diese Mächte ausser der Gränzen des Fürstenthums die in ihren Territoriis liegende Güter, als Dioecesangüter angesehen haben. XIV. Müste auch die Einlösung für einen so erprobten Falle /: der aber hart zu erproben seyn wird :/ um den Rectificationswerth beschehen; wogegen sich Passau um so weniger aufhalten könnte, als dasselbe doch dem Monarchen bey der Rectification nicht wird wollen hintergangen haben." In der Folge werden die einzelnen Punkte näher ausgeführt; die Geschichte des Bistums Passau wird dabei nach Marcus Hansiz SJ geschildert. Der vom Staat zum ersten Bischof von Linz bestimmte Ernst Johann Nep. Graf von Herberstein wurde von Pius VI. am 16. März 1784 bestätigt und dieser Urkunde wiederum auf allerhöchsten Befehl, ,,in soweit der Inhalt den landesfürstlichen Rechten und Verordnungen nicht entgegen steht, das Placetum regium erteilt" (16. März 1785)101 . Herberstein war durchaus nicht der ideale josephinische Bischof, als welchen ihn das System sich gewünscht hätte. Die Wiener Kirchenzeitung Wittolas war ihm durchaus nicht gut gesinnt, und das bedeutet, daß auch Eybel und seine Gesinnungsfreunde, welche die Kirchenzeitung mit Nachrichten versorgten, den Bischof ablehnten. Den Exjesuiten habe Herberstein viel Gehör geschenkt102 . Die Kirchenzeitung behandelte anfangs 1786 den ersten Hirtenbrief Herbersteins vom 1. September 1785103 nicht eben freundlich, da der Bischof angeblich nicht genügend Dankbarkeit gegen Joseph II. bezeugt habe. Man zog seine Loyalität in Zweifel. Der Geist dieser Meldung entspricht durchaus Eybels Neigung zu diffamierender Darstellung104 . Man erkennt unschwer, daß die extremen Josephiner den Bischof um jeden Preis als zu wenig landesfürstlich gesinnt hinstellen wollten. Die Rezension in der Kirchenzeitung blieb aber nicht ohne Entgegnung105 . Herberstein sah sich 1786 veranlaßt, sich bei Hof über die Landesregierung zu beschweren. Wien übermittelte am 24. August 1786 die Beschwerde der Landesregierung mit dem Befehl, sich zu äußern106 . Die Landesregierung suchte nun Bischof Herberstein um jeden Preis in ein schlechtes Licht zu stellen und mit ihm auch das Konsistorium, das „die allerhöchsten Befehle 101 Abschriften, Pfarrarchiv Steyr St. Michael, Zirkularienbuch 1785 - 1797. 102 WKirchZ 1789, Sp . 764. 103 Erwähnt bei Felderer, S. 261, 273 f. 104 WKirchZ 1786, Sp. 21 - 28, 32 - 40. 105 Vgl. Brand!, Wittola, S. 86. 106 Kopie dieser .i\ußerung, StA Schlierbach, Mappe Frischauf, dat. 7. 9. 1786. 135

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