Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

bisher so seicht betrieben habe, wie es leyder durch die Kirchen= Zeitung, und durch die hierüber erlassenen Hofsverordnungen" dargetan worden sei. Ob denn andere erbländische Bischöfe, wie Herberstein gemeint hatte, von ihren Länderstellen besser behandelt worden seien? Man könne sich dazu nicht bestimmt äußern. Ganz wie in der Rezension des Hirtenbriefes vom 1. September 1785 unterstellt man dem Bischof, seine Beteuerung, er gehorche den landesfürstlichen Befehlen, stimme gar nicht. Die ganze Absicht des Konsistoriums oder vielmehr der Konsistorialdirektion gehe den landesfürstlichen Verordnungen schnurstracks entgegen. Diese Antwort der Landesregierung bestärkt uns wieder im Verdacht, Eybel habe die Kritik des Hirtenbriefes in der Kirchenzeitung verfaßt; es ist unwahrscheinlich, daß ein anderes Mitglied der Landesregierung außer ihm deren Korrespondent hätte sein können. Wie sah nun das geschmähte Domkapitel am Anfang seiner Tätigkeit und Zusammensetzung aus? Nach einer Note des Hofkanzlers Grafen Leopold Kollowrat von Krakowsky vom 27. November 1783 an den Bischof Herberstein hatte der Kaiser den Pfarrer zu St. Andreas, Ignaz von Urbain, zum Domherrn in Linz ernannt. Zur Benennung der übrigen fünf Domherren und eines Generalvikars erwarte man von Herberstein Vorschläge, doch wies man auf einige Persönlichkeiten hin: Anton Edlen von Finetti, Johann von Sutter, Andreas Schwarzenbach107 . Am 27. Jänner 1784 erfolgte die definitive Ernennung Finettis zum Generalvikar, des Linzer Dechants und Stadtpfarrers Mid1ael von Pasch zum Dompropst unter Beibehaltung der Stadtpfarre und ohne weiteres Einkommen, von Johann Reff zum Domdechant und Ignaz von Urbain zum Domkustos mit je 1.200 fl jährlich und von Schwarzenbach und Sutter mit jährlich 1.000 fll08_ Da das Domkapitel notwendig in engem Bezug zur Geistlichen Filialkommission und zu Eybel stand, mag es interessant sein, den Geist zu skizzieren, der diese Männer beseelte. Finetti (1731 - 1802)109 war kein Seelsorger, aber ein josephinisch eingestellter Bürokrat, der sich nebstbei auf die feine Lebensart verstand. 1792, als er Suben am Inn als Realdotation des Generalvikars übernahm110 , veranlaßte er große Festlichkeiten. Der Obergabskommissär Eybel bestritt die Kosten des Festes aus der chronisch schwachen Religionsfondskasse! Finetti gab ihm ein Präsent von 100 Dukaten109 • Finetti war bis fast ans Ende von Eybels Amtstätigkeit Generalvikar und 107 Hittmair, S. 138 sd:ireibt ,Sd:iwarzbad:i' . 108 Hittmair, S. 137 f. 109 Pesendorfer, S. 51. 110 Hittmair, S. 156. 136

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