Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

wissen wollte, scheint er in Rudolph Graser OSB seinen Mittelsmann gehabt zu haben, den im ganzen deutschen Sprachraum als katholischen Homiletiker gefeierten Schriftsteller, der aber seinem Stift nicht eben günstig gesinnt warl2. Vor dem „Klostersturm" entfachte Eybel die eifrigste Tätigkeit im „Fassionsgeschäft", das mit Dekret vom 4. Juni 1781 aufgetragen worden war. Durch diese Erhebungen sollten das Vermögen des gesamten Klerus und der Klöster sowie die Einnahmen der Kirchen, Kapellen und Bruderschaften festgestellt werden. Die Fassionen wurden aber in der Folge so mangelhaft nach Linz eingeliefert, daß die Landesregierung nicht wagte, sie an Hof einzusenden. Eybel referierte am 23. November 1781, die Geistlichen verstünden es wohl aus Dummheit nicht besser und wollten es auch zum Teil einfach aus bösem Willen heraus nicht verstehen, die verlangten Listen zu verfertigen. Es bleibe deshalb nichts anderes übrig, als dekanatsweise, an Ort und Stelle, die Parteien einzuberufen, was er und ein Buchhaltungsindividuum (ein Mitglied der Landesbuchhalterei) besorgen müßten. Darauf erfolgte aber ein scharfer Verweis von Wien aus, da man dort befürchtete, dies würde wieder einmal Spesen verursachen. Eybel gab sich in seiner Rechtfertigung dienstbeflissen: er wolle keine Taggelder verrechnen, sondern nur Reiseunkosten; es sei ihm ja nur um die Fassionen, nicht um sein Geld zu tun13 • Seine Sucht, Klöster in Schwierigkeiten zu verwickeln, bewies Eybel mit einer ihm eigenen Zielstrebigkeit gleich in einer Mondseer Bauangelegenheit in den Jahren von 1781 bis 1783, wobei er einen seit sieben Jahren gegen den Abt hetzenden, beleidigten Mönch für seine Zwecke auszunutzen wußte14 . Zu Linz bewahrte Eybel immer eine innere Distanz. Die Bürgerschaft verachtete er. Viel später, 1791, als er sich wohl die ärgsten Hörner abgestoßen hatte und die große josephinische Reformwelle längst verebbt war, schimpfte er noch auf die Bewohner der Stadt und ihren Konservativismus, da sie „gegen alles, was nicht olim war, durch alle Stellen eine Beschwerde laufen lassen, und daß sie nicht leicht mit einer Abweisung vor lieb nehmen, sondern meistens dreymal abgewiesen werden wollen. Dabei sind sie aber doch ein herzgutes Volk, denn wenn sie nur einmal die verlangte Portion Abweisungen haben, so geht sodann ihr ganzer Unwille mit einem 14-tägigen Gewäsche in Wirthshäusern, oder im bigotischen Zenkeln aus14a." Aber 12 Hittmair, S. 132. 13 Hittmair, S. 57 f. 14 Hittmair, S. 58 - 62 . 14a OOLA Eccl. 304, Zur Sitzung v. 31. 3. 1791 in geist!. Sachen, Nr. 3552/686: ,Die gesamte Bürgerschaft in Linz bittet um Gestattung der Wiedereröffnung des alten Gottesackers wegen Unzulänglichkeit des im Steyrerhof errichteten Gottesackers.' 115

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