Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

Spinoza, Bahrdt, Eybel, Royko 340 und andere zum Scheiterhaufen oder an den Galgen verurteilt werden, wie die Tübingischen Gelehrten Anzeigen 341 mißmutig erklären. Eine ähnliche Reihung wird auch in der Schrift, Wohin ziehlen die Absichten der heutigen Aufklärer?342 aufgestellt, wo gegen Eybel, Hontheim, Rousseau, Montesquieu und die Jansenisten indistincte gewettert wird. Solche reaktionäre Werke mußten natürlich die aufgeklärten Zeitgenossen dazu bewegen, sich hinter ihre Zunftkollegen zu stellen. Auch in Mainz, bei Hermann Goldhagens Mainzer Religions-Journal 343 , hatte Eybel eine schlechte Presse; dort galt er als einer der gefährlichsten Aufklärer. Johann Kaspar Müller 344 stellte in diesem apologetischen Magazin Eybel neben den höchst suspekten Kirchenhistoriker Royko. Und Weihbischof Hontheim, der berühmte Febronius, erklärte in einem Brief an Martin Gerben vom 2. März 1786, unter den österreichischen Kanonisten der Zeit, Eybel, Gmeiner, Pehem, Kuralt und anderen empfehle sich ihm an Zuverlässigkeit und Mäßigung der Neffe des Fürstabtes, Joseph Paul Riegger 345 . Auch für Gerben war Eybel nur der „berufene ( = verrufene) Eubel346" . Einer der giftigsten und seichtesten reaktionären, antiaufklärerischen Schriftsteller war der Benediktiner Meinrad Widmann (1733 - 1794) 347 aus 340 Caspar Royko (1744 - 1819) vgl. LThK 2IX, Sp. 78. Man mag ihm den gleichen Platz für die Kirchengeschichte einräumen, den Eybel in der Kanonistik hatte. Roykos Werk Geschichte der großen allgemeinen Kirchenversammlungen w Kostnitz, 4 Teile, WienGraz, dann Prag, 1782' - 1785, ist eine einseitige Apologie Jan Hus' . Ferner schrieb er eine Einleitung in die Christliche Religions- und Kirchengeschichte, Prag 1788, und eine große Christliche Religions- und Kirchengeschichte, Prag 1789 - 1795. 1791 wurde Royko für Böhmen das, was Eybel in Linz war, nämlich Referent im geistlichen Fach beim böhmischen Gubernium: M. A. Wittola, Neueste Beyträge . . . II/4, 1791, S. 539; AnthL 1791, S. 430. Die prot. JenaLZ sagt 1797 (Nr. 44 v . 8. 2., Sp. 356') von ihm : ,Der berühmte Royko hat durch die edle Freymüthigkeit, mit welcher er zuerst in der deutschen katholischen Kirche den nimbus des hochheiligen Conciliums zu Constanz auf seinen wahren Gehalt herabsetzte, eben so bleibenden Ruhm in derselben, wie der französischen Richer durch die kritischen Beleuchtungen, mit denen er das ehrwürdige Dunkel der ersten allgemeinen Concilien zerstreute . . .' 341 TübGe!Anz 20. Stück v. 10. 3. 1785, S. 158 f. 342 Datiert 1785. Abgedruckt bereits in NS XIII, 1784, S. 59 - 176. Nicht in HolzmannBohatta. 343 2. Beilage, 1786, S. 53. 344 J . K. Müller war um 178-5 Präfekt und Geschichtsprofessor in Mainz - als unaufgeklärt bezeichnet in AdB 61. Bd., 1. St., 1785, S. 299. Er verfaßte mehrere, auch historische Schriften. Vgl. Hurter-Nomenclator I/2, bearb. M. Brand! {in Vorbereitung). 345 W. Müller (Hrsg.), Briefe Martin Gerberts II, S. 218. 346 Ebenda, S. 358. 347 Seine Werke vgl. OaLZ Nr. 10 v. 22. 1. 1794, Sp. 160.

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