Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

Banzer Benediktinerzeitschrift Litteratur des katholischen Teutschlands332 als „schändlicher fehlervoller Nachdruck" bezeichnet wird. Man findet hierin wieder den Gedanken, die geistliche Macht stehe über der weltlichen, weil die „geistliche Glückseligkeit höher und wichtiger ist als die zeitliche", was damals natürlich als typisch unaufgeklärt gelten mußte. Haben wir nicht längst wieder, angesichts der Relativierung der Bedeutung des Staates, Offenheit für solches Denken zurückerhalten? An Eybels Papstfrage im Titel angelehnt ist auch Was ist die Kirche?333 In diser Schrift wird josephinisches Denken plump zurückgewiesen; besprochen fanden wir die Schrift nirgends. Die anonyme Schrift Was ist der Staat?334 stammt von Franz Anton Ritter von Chrismar. Ruefs Freiburger Der Freymüthige335 widmete der Schrift eine scharfe Entgegnung und bedauerte, daß sie nicht nur in Schwaben, wo sie erschienen sei, sondern auch in der Ferne, vorzüglich in Wien, viel Aufsehen verursacht habe 336 . Chrismar schrieb hierauf einen „Nachtrag" dazu337 • Diese beiden Schriften sind nicht zuletzt von einem ästhetisch zu begreifenden Wohlgefallen an der Einheit von Kirche und Staat, Papst und Kaiser, an einem Equilibrium also, das die Zeit zugunsten der weltlichen Seite zerstört hatte, bestimmt. Die Kritik hatte solches natürlich als reaktionär empfunden. Chrismar erfuhr eine Entgegnung von einem weiters unbekannten, sicherlich pseudonymen „Theodor Reineri 338 ", der vor allem die Möglichkeit von Besitztum in geistlichen Händen verwarf, was durchaus auf Eybels Linie lag und es möglich macht, daß unser Klosteraufhebungskommissär Urheber des Schriftchens ist. Um 1784, als er mit der Ohrenbeichtschrift seine letzte wirklich vielbeachtete Broschüre geschrieben hatte, wurde Eybel in populär-apologetischen Schriften endgültig in die vorderste Reihe der Aufklärer eingeordnet, so in Chrismars anonymer Schrift, Die neue Philosophensekt ein gefährliches Insekt für die wahre Religion und den Staat 339 , in der Voltaire, Rousseau, 332 LkD VI/4, 1786, S. 565 - 573. Zinsmeister war Mitarbeiter der LkD. 333 1783. In: NS III, 1783, 112 S. 334 ... Von einem Rechtsgelehrten und Pt<blicisten im deutschen Reiche beantwortet. Im Jahre 1783. Auch in NS IV, 1783, 114 S. 335 Freym III/! , 1783, S. 193 - 221. 336 Zu dieser Schrift auch Felderer, S. 302. 337 Nachtrag zt1 der Frage: Was ist der Staat? Von einem Rechtsgelehrten und Pt<blicisten im detttschen Reiche beantwortet. Gedruckt mit Freyheitsschriften. 1783. In: NS IV, 1783, s. 115 - 232. 338 Behrisch, S. 179 gibt an, ,Reiner' sei Pseudonym für Eybel, doch bezieht sich dies auf die Fastenbroschüre. - Gegründete Wiederlegung der von einem Rechtsgelehrten, und Publizisten beantworteten Frage : was ist der Staat? Von Theodor Reineri . Im Jahre 1783. 69 S. Expl. StB Schattenstift Wien, Archivbibl. o. Sign. 339 . .. Eine Nachlese zu der Frage: Was ist der Staat? o. 0., 1784. 128 S. - Vgl. Freym IV /1, 1785, S. 357 - 359; Hamberger-Meusel I, 51796, S. 583. 107

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