Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

getik, besonders bei den Exjesuiten, wurde. Auch an der Wiener Erzbischöflichen Kurie fand es Beachtung, wo man einen Auszug daraus verfertigte, wohl um eine Diskussionshilfe zu besitzen277 . In den Nouvelles ecclesiastiques278 wurde das Werk ungewöhnlich ausführlich angegriffen und in der Nummer vom 16. April 1784 Pey als Verfasser genannt. Wie wohl man aber in Oststerreich mißliebige Werke kurialer Tendenz zu unterbinden wußte, zeigt, wenn uns die Nouvelles richtig informieren, die Affäre um ein Werk von Innozenz Liruti OSB279 . Dieser, ein Benediktiner von San Giustino in Padua, hatte 1778 in Lugano seine Arbeit De finibus utriusque Potestatis drucken lassen, die dann 1781 außerhalb Osterreichs im deutschen Raum, in Regensburg, nachgedruckt, aber von den Zeitgenossen nicht sonderlich beachtet wurde280 . Es handelt sich um eine durchaus gelehrte Arbeit, die natürlich im Sinne der Kirche gehalten ist. Von Seite 1 - 49 (Regensburger Ausgabe) bringt Liruti Sentenzen über die Gewalt des Landesfürsten in Kirchendingen, welche von „Häretikern" geäußert worden waren: Grotius (1 - 9), Pufendorf (9 - 23), Boehmer (23 - 29), Heineccius (39 - 42) und Wilhelm Beveregius (42 - 45). Dann folgt auf S. 49 ff. eine Darstellung gallikanischer Lehren. Als einen Kernsatz stellt er richtig auf: De rebus ecclesiasticis non licet Principi laico leges novas condere, non contra Canones modo, sed neque praeter Canones; seu, non spectat ad Principem externam Ecclesiae disciplinam nove ordinare. (Überschrift zu cap. VII, S. 104). Liruti kritisiert auch das angebliche Recht des Staates, über kirchliche Temporalien zu bestimmen: Principi non licet temporalia ecclesiastica bona ab una Ecclesia seu ecclesiatica Sodalitate transferre ad aliam, vel ad usus pios alios (Überschrift zu cap. XVII, S. 246). Das Buch war ein Frontalangriff gegen das österreichische, italienische, soweit gallikanisch, jansenistisch, auch protestantisch inspirierte Kirchenrecht und damit notwendig auch gegen Autoren wie Eybel und Pehem. Um 1780 / 81 erhielt Nuntius Garampi ein Exemplar dieses Buches, in dem - nach den Nouvelles 281 - der Ultramontanismus noch offener als in Peys Werk tragend war . Garampi suchte nun ,bs lateinisch geschriebene 277 Excerpta e libro Gallico, qui inscribitur de auctoritate duarnm potestattim, edit. Argentoratens. et Leodiens. anni 1781. - Wien DiözA ,Zensur II'. - Zur wohlwollenden Presse bei konservativen Exjesuiten, die Pey erhielt, vgl. MzRelJ XII/4, 1787; XV/ 2, 1790, S. 127 - 138; AuK 1795, S. 267 - 287. 278 Ne v. 5. 12. 1783, S. 194 - 196; v. 12. 12., S. 197 - 200. 279 Wurzbach XV, S. 2'37 f. Nicht in 2LThK. 280 De Finibus utrittsqt<e Potestatis ecclesiasticae et laicae Commentaritts, in quo quaedam constiwendo generalia Principia, comm,mi disputantium Suffragio plerumqt<e recepta; Media tentatur Via ad Concordiam Sacerdotii et lmperii. At<thore D.. . . Primo Lt<gani, dein Ratisbonae editus Impensis et Litteris Joann. Michael Englerth ... Anno MDCCLXXXI. XVI+294+(38) S., Quartformat. Expl. StB St. Florian IX 2143. 281 Ne v . 16. 4. 1784, S. 64. 94

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