St. Bertholdi Büchlein

7 Schon um das Jahr 1080 hatte der Markgraf Ottokar von Steyr in dem eine halbe Wegstunde von der Steyrerburg entfernten Garstina (Garsten), wo schon seit hundert Jahren eine Kirche stand, die zur alten Pfarre Sierning gehörte, und das er von dem heil. Bischofe Altmann von Passau gegen Behamberg in U.=Oe. eingetauscht hatte, ein Kloster für Welt¬ priester mit gemeinschaftlichem Leben gegründet, in dasselbe aber sodann im Jahre 1108 Benediktiner aus Göttweig berufen. Zwölf Benediktiner kamen unter Führung des Wirntho (Wirintho) nach Garsten und nahmen von der neuen Stiftung Besitz. Als bald darauf Wirntho als Abt in das Kloster Formbach bei Passau berufen worden war, wurde St. Berthold um das Jahr 1111 zum ersten Abte des neuen Klosters Garsten erwählt und begann nun in demselben seine überaus segensreiche, 30jährige Wirksamkeit. Vor allem war er bedacht, im Kloster selbst strenge Zucht und heilige Ordnung zu begründen. Das gelang ihm bald durch das Beispiel seines heiligen Wandels. War Berthold als Abt der erste im Range unter seinen Mitbrüdern, so war er auch der erste in Erfüllung der strengen Ordensregel, der erste in heiligem Wandel und strengen Bußübungen: er fastete sehr strenge, aß selbst nur Brot und Gemüse, schlief wenig und übte bei aller Milde gegen andere eine solche Bußstrenge. gegen sich selbst, daß man sich allgemein wunderte, wie er in rastloser Tätigkeit bei Tag und Nacht die schwierigsten und aufreibendsten Geschäfte vollführen konnte. Sein Beispiel wirkte begeisternd auf seine Mit¬ brüder und bald war das junge Kloster als leuchtendes Muster der Frömmigkeit weit berühmt und wurde eine fruchtbare Pflanzschule für andere Klöster. Ein Mönch von Garsten, Ulrich, wurde als erster Abt in das

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