St. Bertholdi Büchlein

21 in der Pfarrkirche über der Gruft des Heiligen errichtet worden war, und zwar um beiläufig 8 Uhr, zu jener Zeit nämlich, als von den Prozessionen der einver¬ leibten Pfarreien die letzte, die aus der benachbarten landesfürstlichen Stadt Steyr, angekommen war. Sobald die zwei hochw. Herren Aebte in Ponti¬ fikalkleidern mit Assistenz an den Altar getreten waren, begann unter dem Klange der Pauken und Trompeten die Allerheiligen=Litanei; und als der Chor dreimal: „Heiliger Berthold bitte für uns“ gesungen hatte, wurde der Sarg von acht Priestern, unsrigen Pfarrern in priesterlichen Gewanden, auf die Schultern gehoben, und in schöner Ordnung, geleitet von Angehörigen aller Pfarreien mit ihren Fahnen, gefolgt auch von dem kaiserlichen Statthalter unseres Oberösterreich und an¬ dern Würdenträgern, in die neue Kirche übertragen. Dort wurde der Sarg in der Seitenkapelle, welche diesem unserem Patrone geweiht ist, auf einem kost¬ bar geschmückten Tische niedergesetzt, von dem hochw Abte das Te Deum angestimmt, das vom Chore fort¬ gesetzt und dem zum Schlusse das Gebet zum Heiligen beigefügt wurde; sodann wurde der Sarg in die Nische der Mauer auf der Epistelseite ehrfurchtsvollst eingesetzt, und dortselbst nach vorausgegangenem Hochamt mit Pre¬ digt mit einer Marmorplatte bedeckt und verschlossen. Es war rührend zu sehen, mit welch heiligem Wetteifer die einen mit Bildern und Rosenkränzen den Sarg zu berühren, die andern die dort zerstreut liegenden Blumen noch vor Verschluß des Sarges zu erhaschen sich be¬ mühten, und zur immerwährenden Erinnerung wenig¬ stens etwas zu besitzen, was an der ehrwürdigen Heilig¬ keit teilgenommen, während den heiligen Schatz selbst der harte Marmor aufnehmen sollte.

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