St. Bertholdi Büchlein

19 ungeschwächt fort und zeigte sich besonders im Jahre 1679, als eine grimmige Pest diese Gegenden ent¬ völkerte. Ein Mann, der, als die Krankheit schon in der nächsten Nachbarschaft eingedrungen war, das Ge¬ lübde gemacht hatte, beim Altare des sel. Berthold eine kostbare Votivtafel aufzuhängen, wurde nicht nur selbst mit den Seinen von der Krankheit verschont, sondern es erlosch das tötliche Uebel, das bereits die nächsten Nachbarn ergriffen hatte, bald darauf ganz. Aber nicht minder wurde dieser heil. Schatz, während er dort ruhte, eine allgemeine Zufluchtsstätte für uns und andere, als im Jahre 1683 die grimmige Wut der Türken Wien bedrohte und die Horden der Ta¬ taren schon in nächster Nähe hausten. Zum Grabe des Heiligen nahmen wir unsere Zuflucht, nach dem der kranke, vom Alter gebeugte Abt — er hatte schon vier Jahre vorher sein 50jähriges Priesterjubiläum gefeiert sich, wenn auch nur ungern, aber notgedrungen. geflüchtet hatte; der Fürbitte unseres ersten Vaters empfahlen wir unsere Not, versprachen, an seinem Altare täglich eine hl. Votivmesse zur Erlangung von Hilfe in dieser Bedrängnis zu halten und feierten die¬ selbe während der ganzen Zeit der Bedrängnis täglich zur bestimmten Stunde, unter Teilnahme einer großen Volksmenge, und was geschah! Die Wächter, welche zur Nachtzeit ums Kloster gingen, erblickten mehr als einmal einen Mann im schwarzen Talare, gerade so, wie ihn unsere Aebte zu tragen pflegten, daherwandeln, der jedoch, wenn sie an ihn herantreten oder wenn ie ihn ansprechen wollten, wieder verschwunden war. Es war nun allen klar, der Heilige habe jenen Schutz, den er sterbend dem Kloster mit den Worten: „Ich werde Euch nie verlassen“ verheißen hatte, offen uns 24

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