St. Bertholdi Büchlein

17 wöhnlichen Schlüssel wurde nun die Gruft geöffnet und der damalige Prior des Klosters, in Tücher gehüllt, in dieselbe hinabgelassen. Derselbe war über den ersten Anblick nicht wenig erschrocken, als er alles in Unord¬ nung und in Schlamm gehüllt fand. Das Hochwasser der vorbeifließenden Enns war, namentlich dreimal, in den Jahren 1167, 1210 und um 1570 in alle unterirdischen Räume der Kirche und des Klosters und also auch in diesen Raum seinerzeit eingedrungen. Der Prior legte jedoch sofort Hand ans Werk und fand gleich beim Eingange das hl. Haupt, welches der hochw. Abt eigenhändig in Empfang nahm und siehe: Seit einem ganzen Jahre war er an seinem rechten Arme gelähmt gewesen, und nun war er durch an¬ dächtige Anrufung des Heiligen und durch vertrauens¬ volle Berührung des Armes mit dem verehrungs¬ würdigsten Haupte augenblicklich geheilt. O wunder¬ bare Hilfe und zugleich dringende Aufforderung, nicht zu ruhen, bis auch der übrige Schatz gefunden und geborgen wäre. Das ist auch geschehen und wurden nach und nach mehrere andere Körperteile von dem¬ selben ehrw. Pater Prior erhoben, bis dieser, durch Ausdünstung und Modergeruch einer Ohnmacht nahe, aus der Gruft zu steigen genötigt war, worauf ein anderer Konventpriester an seine Stelle trat. Dieser durchsuchte nun alles aufs sorgfältigste und brachte auch so viele heil. Gebeine ans Tageslicht, daß, als man dieselben zugleich mit den ersteren auf einer Tafel in der Form eines Skelettes zusammengeordnet hatte, man sofort erkennen konnte, daß kaum mehr etwas ehlen könne. Es zeigt sich hier ganz klar die außerordentliche Güte Gottes, der es gefiel, durch so lange Zeit, trotz der Unbill der Zeitverhältnisse, die Reliquien seiner 2

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