St. Bertholdi Büchlein

13 folge der kirchlichen Wirren jener Zeit nicht zum Ab¬ schlusse kam, sind dieselben von der Kirche nicht unter¬ sucht und bestätigt worden, und verlangen dieselben keinen anderen Glauben, als den geschichtlicher Ereignisse; sie sind jedoch von zahlreichen Augenzeugen verzeichnet, so durch Bilder, Inschriften und andere Dokumente vielfältig beglaubigt, daß sie billiger Weise nicht be¬ zweifelt werden können. Die von einem Mitbruder Bertholds verfaßte Lebensgeschichte des Heiligen be¬ richtet, daß St. Berthold einst in Pöchlarn bei einem Mahle an die zahlreichen Tischgenossen aus einer Schüssel Fische verteilte, ohne daß dieselben sich zu vermindern schienen, weshalb St. Berthold gewöhnlich nit Fischen abgebildet erscheint; das Wasser, das man aus einem nahen Brunnen dem schwer kranken Abte brachte, ward als köstlicher Wein befunden: der Brunnen heißt bis heute Bertholdi=Brunnen; den wilden Fluten des Garstnerbaches, die einst das Kloster arg bedrohten hat er mit Macht geboten und das Versprechen daran geknüpft, daß dieselben niemals mehr solche Verheerungen anrichten würden: Krankheiten aller Art hat er geheilt und selbst den bösen Geistern geboten. Noch größer war die Zahl der Wunder an seinem Grabe: besonders viele wunderbare Krankenheilungen sind in den Annalen des Klosters verzeichnet. Das Volk nannte ihn nur den großen Wundertäter. Darum wurde auch sein Andenken zu allen Zeiten hoch in Ehren gehalten. Sein Todestag galt in Garsten und in der ganzen Umgegend als streng gebotener Feiertag, an dem jede Arbeit ruhte. In großen Pro¬ zessionen kam an bestimmten Tagen das Volk aus den Klosterpfarren zum Grabe des hl. Berthold; in den Urkunden wird er stets der selige oder heilige genannt: eine wichtige Urkunde aus dem Jahre 1312, Steinbach

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