8. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1878

- 20 die flüchtigen Producte der trockenen Destillation aufzunehmen und zu gleicher Zeit eine hydraulische Absperrung der einzelnen Retorten in der Art herbeizuführen, dass die in der Vorlage nicht condensirten Producte zwar weiter nach den Verdichtungen und Reinigungsapparaten gehen, aber nicht rückwärts in die Retorte treten können. Die Vorlage ist cin weites horizontal liegendes Rohr von Gusseisen oder von genietetem Eisenblech und von 30—69 cm. Durchmesser. Gewöhnlich läuft eine einzige Vorlage über eine ganze Ofenreihe. Bei Beginn der Thätigkeit eines Gasofens wird Wasser in die Vorlage gebracht, welches aber nach kurzer Zeit schon durch Theer und Theerwasser ersetzt wird. Damit sich aber die Vorlage nicht zu hoch damit anfülle, ist eine Thecrabflussröhre der Art an die Vorlage an¬ gebracht, dass letztere stets bis über die Höhe der Mündung des Gasrohres mit Theer und Theerwasser angefüllt bleibe. Die flüchtigen Destillations¬ Producte, welche in der Vorlage nicht verdichtet wurden und aus dem Abzugsrohre der Vorlage strömen, bestehen aus einem Gemenge von Gas¬ Wasser- und Theerdämpfen, in den Wasserdämpfen sind Ammonium-Ver¬ bindungen gelöst. Dieses Gemenge gelangt nun in den Condensator oder Abkühler. Die Einrichtung desselben ist sehr verschieden: im Allgemeinen aber ist es ein weitläufiges Röhrensystem, das fortwährend durch einen Strom kalten Wassers abgekühlt wird. Gewöhnlich stehen die eisernen Röhren in Reihen aufrecht auf einem Kasten mit doppeltem Boden. Der Raum zwischen den Böden ist wieder durch senkrechte Scheidewände, die nicht ganz den unteren Boden erreichen, in Zellen getheilt, so dass in jede derselben zwei Röhren einmünden, die wieder oben heberförmig mit einander verbunden sind. Durch dieses Röhrensystem geht nun das Gasgemenge durch und setzt Wasser und Theer beim Abkühlen ab, die sich in dem unteren Raume ansammeln und von hier in einem allgemeinen Sammelbehälter ab¬ fliessen. Im Winter reicht die niedrige Temperatur der Luft zum Abkühlen aus, wobei es zuweilen vorkommt, dass sich die Röhren durch einen Ansatz von festem kohlensauren Ammon verstopfen, welches Hinderniss dann durch einen Strom von heißem Wasserdampf gehoben werden muss. In neuerer Zeit wendet man neben den Röhren-Condensatoren auch noch den Scrubber oder Wascher an, wobei das Gas mit der Kühlflüssigkeit in unmittelbare Berührung gebracht wird. Der Scrubber gründet sich auf das Princip, das Gas in einem kleinen Raume mit einer möglichst grossen Oberfläche in Be¬ rührung zu bringen, und besteht aus eisernen Cylindern oder Tonnen, welche mit Koksstückchen, groben Holzspähnen, Reisigbündeln u. s. w. angefüllt sind, welche durch herabträufelndes Wasser feucht erhalten werden. Der Scrubber hat auch noch den Zweck, dem rohen Gase vor seinem Eintritte in die Reiniger schon einen Theil des Schwefelwasserstoffs und Schwefel¬ Ammoniums zu entzichen, wodurch der Aufwand an Kalk und anderen Reinigungsmaterialien in den Reinigern beträchtlich vermindert wird. Aus den Condensatoren wird das rohe Gas durch den Exhaustor in den Reinigungs¬ apparat oder Epurateur geführt. Der Exhaustor (Aspirator) ist eine Vor¬

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