8. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1878

187 Die nach der einen oder der anderen Methode gewonnenen Fettsäuren werden dann stark gepresst, um die festen Fettsäuren (Stearin- und Palmitinsäure) von der flüssigen Oelsäure zu trennen. Der Pressrückstand bildet eine weisse krystallinische Masse, das Stearin, ein Gemenge von Stearin- und Palmitinsäure mit nur wenig Oelsäure. Dieser Stearinmasse wird dann ungefähr 2—5% weisses Wachs zugesetzt und die Kerzen ge¬ gossen. Sehr häufig wird gegenwärtig der Stearinmasse 15—20°0 Paraffin zugesetzt und daraus die Apollo- oder Melanylkerzen gegossen. Zur Erzeugung der Paraffinkerzen verwendet man die durch Destillation des Ozokerites, der Braunkohle, der Bogheadkohle, des Torfes und des Rangoontheeres erhaltenen Paraffine, die einen Schmelzpunkt von 45•5°—65•5° besitzen. Um diesen Schmelzpunkt zu erhöhen und die Kerzen auch etwas fester zu machen, setzt man dem Paraffin 5—15% Stearin zu. Die Paraffinkerzen werden gegossen und erhalten einen präparirten dünnen Docht. Die Belmontinkerzen werden aus dem aus den Erd- und Steinölen — Schwarze Paraffinkerzen, wie sie zu abgeschiedenen Paraffin verfertigt. Trauerfeierlichkeiten hie und da üblich sind, werden aus einem Paraffin verfertigt, das man zuerst bis zum Kochen erwärmt und dann mit Anacardiumschalen versetzt hat. Das Paraffin löst dabei das in den Anacardiumschalen enthaltene Harz auf, wird zunächst dunkelbraun und nach dem Abkühlen schwarz wie eine Steinkohle. Die Paraffinkerzen haben unter allen jetzt gebräuchlichen Kerzensorten die grösste Lichtstärke, denn man braucht, um die gleiche Lichtintensität zu erzielen: 8•42 Gewichtstheile Paraffinkerzen Wallrathkerzen 10: Wachskerzen 11•95 12•5 Stearinkerzen 16•30 Talgkerzen. Die gasförmigen Beleuchtungsmaterialien sind ein Gemenge ver¬ schiedener Kohlenwasserstoffe, unter denen das Aethylen oder ölbildende Gas C2 H. und eine Reihe homologer Verbindungen die wichtigsten sind. Nach Verschiedenheit der zur Gasfabrikation verwendeten Rohmaterialien und der Fabrikation selbst, unterscheidet man: Steinkohlengas, Holzgas, Harzgas, Oelgas, Torfgas, Wassergas und Petroleumgas. Zur Steinkohlengasfabrikation eignen sich am besten die sogenannten Backkohlen, die sich beim Erhitzen erweichen und aufblähen. Unter den¬ jenigen Backkohlen, die man gewöhnlich Gaskohlen nennt, zeichnet sich wieder die Cannelkohle aus, die aber nur in einigen Gegenden Gross¬ brittaniens, so zum Beispiel in Lancashire im nördlichen England und bei Glasgow in Schottland gefunden wird. Der Name Cannelkohle kommt von Candle, Kerze, weil die ärmeren Volksklassen beim Scheine dieser Kohle, die mit sehr heller Flamme verbrennt, ihre häuslichen Geschäfte verrichten.

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