8. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1878

8 Der Verbrauch des Petroleums ist demnach im deutschen Zollgebiete innerhalb acht Jahre um das Vierfache gestiegen. Heutzutage begreift man unter Petroleum die specifisch schwereren und schwerer flüchtigen, über 140° C. siedenden Oele des in der Natur vorkommenden Steinöls oder Erdöls. — Am massenhaftesten findet sich das Erdöl in Nord- Amerika und zwar in Schichten, welche dem AlleghanyGebirge parallel liegen und sich vom Ontario-See bis in das Thal des klei¬ nen Kanawha in Virginien verbreiten. Dieser Streifen umfasst die westlichen Grafschaften des Staates von New-York und von Pennsylvanien, einen Theil von Obio und die an den Ohio grenzenden Theile des gleichnamigen Staates. Die hauptsächlichsten Oelquellen sind zu Mecca (Grafschaft Trum¬ hall, Ohio), Oil-City, P’ithole-City, Rouseville, M'Clintockville (Grafschaft Venungo, Pennsylvanien). Das Gebiet der Bohrlöcher heisst Oil-creek, sie sind bis 23 Meter tief und in grosser Anzahl vorhanden. Man unterscheidet Bohrlöcher mit beständigem Oelausfluss (Flowing well) und Bohrlöcher, aus welchen das Oel erst gepumpt werden muss (pumping well). Ausserdem kommt noch viel Erdöl in Canada, Californien, P’eru und Bolivia vor; ferner an den Ufern des lrawaddy in Ilinterindien, auf der Halbinsel Apscheron im Caspi-Sec, in Galizien (hauptsächlich im Somborer Kreis), in Ungarn, Croatien, zu Tegernsce in Baiern; zu Sehnde bei Hannover, zu KleinSchöppenstedt in Braunschweig, zu Bechelbronn im Elsass, zu Coalbrookdale in England und Neufchatel in der Schweiz. Grosse Massen verdickten Erdöls finden sich hauptsächlich in Syrien und Mesopotamien. Unter die Fundorte gehört auch das todte Meer, welches ja früher der Asphaltsee (lacus asphaltites) hiess. Durch Reinigung dieses natürlich vorkommenden Stein- oder Erdöls wird dann erst das eigentliche Petroleum gewonnen. Diese Reinigung besteht in einer theilweisen und fractionirten Distillation, um die sehr flüchtigen und leicht entzündlichen Kohlenwasserstoffe zu entfernen. Nach den vorlie¬ genden chemischen Untersuchungen aller Erdöle sind dieselben Gemenge von den homologen höheren Gliedern der Reihe der Ethane (von der Formel Ca H an +2), von welcher das Sumpfgas (Methan, Carbol) C H a, das erste ausmacht. Von den Glieden dieser Reihe sind im Steinöl bis jetzt folgende nachgewiesen worden: Die Gase Methan CII., Acthan C2IIc, Propan C3Hs, Butan Callio: — die Pentane Cs IIiz und zwar normales (normaler Amylwasserstoff) Siedep. 38", Isopentan (Isoamylwasserstoff) Sp. 30°, die Hexane CIIia, Sp. 70°, die Hleptane CIIi, Sp. 97•5°, die Octane C, IIis, Sp. 125°, die Nonane Co 1l 2o, Sp. 132°, die Dekane Cio1l22, Sp. 158°, die Dodekane C 12 1l 2e, Sp. 200°; ferner die Ethane Cocinylwasserstoff (Tridekan) Ci H »», Sp. 220°, Myristylwasserstoff (Tetradekan) C a 1I so, Sp. 240° Benylwasserstoff (Pentadekan) C is 11 22, Sp. 262° und Palmitilwasserstoff Cis H34, Sp. 280°. Die aus dem Steinöl sich entwickelnden Gase bestehen hauptsächlich aus einem Gemenge von Methan, Acthan und Propan. Die

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