7. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1877

24 schule muss der Lehrer Laborant und Experimentator zugleich sein. Und soll ein Schulver-uch wirklich das leisten, was man von ihm ver¬ langt, so darf er nicht mislingen. Denn ein solches Vorkommen, besonders wenn es sich öfters wieder holt, schädigt das Anschen des Lehrers, führt einen bedeutenden Zeit¬ verlust herbei und bringt den Schülern, wenn sie öfters sehen, dass die Forderungen der Xaturgesetze nicht in Erfüllung gehen. ganz sonderbare Begriffe von Xaturgesetzen bei. Sind fr manhe Vrche ussere Verhältnisse ungünstig z. B. Luftfeuchtigkeit für die elektrischen, s soll der Experimentator, bevor er den Versuch beginnt, diese Hinderni- besprechen und sie so zu sagen zum (egenstande des lnterrichtes machen; aber auch dieses Verfahren wird sich nur für reifere Schüler empfehlen, auf der ersten Stufe wird man besser thun, die Partie erst dann vorzunehmen, bis man des Gelingens des Versuches sicher ist: denn nachträgliche Ent¬ schuldigungen werden von Schülern gewöhnlich nicht geglaubt. Damit aber der Versuch gelinge, ist es ntig, dass man eine genane Kenntnis der zu demonstrirenden That-achen besitze, dass man alles, was zum Versuch gehört. sorgfältig vorbereite und die dazu notwendigen Apparate gewissenhaft in Stand halte. I-t da- Alles geschehen, so werden die Versuche die Aufmerksamkeit nicht stören, im Gegentheil, dieselbe an¬ spornen; die Schiler werden ihnen schon ein lebhaftes Interesse entgegen¬ bringen, werden sich auf dieselben freuen, em positives Gefühl also wird in der Seele des Schülers fûr den Gegenstand hervorgerufen, was, wie wir An¬ fangs erwähnten, für einen gedeihlichen L'uterricht unumgänglich not¬ wendig ist. Erpicht auf das Experiment war auch Deutschlands grösster Dichter, Göthe. In seiner Farbenlehre ist er nicht nur gegen die Lichtzerlegung durch Prismen, sondern auch gegen das ganze Verfahren, wie überhaupt die Physik forscht. Er zieht gegen das Quälen. Krämpeln und Kämmen des Lichtes von Seite Xewtons, sowie gegen die Hebel. Stangen, Haken der Physiker zu Felde. Und doch musste er selbst. um zu seinem Lrphänomen zu gelangen, experimentiren. Lud wie wollte man ohne Experimente die inductive Methode, die wir als die einzig richtige kennen gelernt haben, um den Anfänger in die Natur einzuführen, zur Geltung bringen? Durch eifrige Beobachtung der Erscheinungen in der Natur? Wol, zum Theil, aber nur zum geringeren Theil: denn die Natur ist nicht darauf angelegt. unsere Studien zu fördern; in den seltensten Fällen tritt eine einzige Erscheinung, ohne Verbindung mit anderen auf. Fragen wir nur z. B., welches Mass von Kenntnissen von den Wirkungen und Gesetzen der Elektricität wir aus der blossen Beob¬ achtung der Gewitter gewonnen haben würden, und vergleichen wir es mit dem, was wir durch Versuche mit der Elektrisirmaschine und der Leydner Flasche gewonnen haben? Ohne die Elektrisirmachine und die Volta'sche Batterie hätten wir

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