14. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1986/87

sen, da sie als nicht bildungswirksam angesehen wurden. ,,Diese Anschau- ung dehnte sich mit der Zeit auch auf die Einstellung der Grundschullehrer aus und ist- zumindest an Gymnasien und viell eicht auch bei hohen Verwaltungs- stell en - bis heute nicht ausgestorben" (Huber, 1978). Nach Kerschensteiner hat nun die Arbeitsschule vier Ziele anzustreben. Ich zitiere wörtl ich: 1. Sie zielt auf die wirkli che Selbsttätig- keit des Schülers. 2. Sie betreibt vorbereitende Berufser- ziehung durch das Erlernen von Arbeitstechniken und Arbeitstu- genden. 3. Sie richtet sich auf die Versittlichung der Berufsaufgabe (sachgerechtes Verhalten, Erkenntnis des Werts der Arbeit). 4. Sie führt zur Versittlichung des Gemeinwesens (Kooperationsfähig- keit etc.). Die Zielvorstellungen der Arbeitsschule tendieren daher nach zwei Richtungen: a) Arbeitsschulealseinesderallgemein- bildenden Mittel der geistigen und pragmatischen Erziehung, in weiterer Folge davon als Mittel der Charakter- bildung und der Erziehung zum ver- antwortungsvollen Mitglied der Gesellschaft. b) Arbeitsschule im praktisch-werktägi- gen Sinne als Vorbi ldung für viele jener Berufe, die der junge Mensch nach Absolvierung der Pflichtschule ergreifen kann. IJJ Das Hauptmoment der Arbeitsschu le ist somit ,Arbeit ' als pädagogischer Begriff. „Arbeit im pädagogischen Sinn ist eine geistige und geistig-körperliche Betäti- gung, die ihren Zweck in der Herbeifüh- rung und Durchführung einer immer vollendeteren sach lichen, d. h. objekti- ven seelischen Einstellung hat, sei es in der Gestaltung der Bewußtseinsinhalte an sich, sei es in der Verwirklichung des gestaltenden Bewußtseins in der Außen- welt " (Kerschensteiner). Die Polarität zwischen dem polytechni- schen und dem arbeitsschu lmäßigen - al lgemein pädagogischen Aspekt zeigt sich nun darin, daß bei der Polytechnik - obwoh l auch im allgemeinbi ldenden Sinn - eine eher berufsorientierte Erzie- hung stattfindet, bei der aber, wie oben erwähnt, die Gefahr besteht, ins Dilettie- rende zu fallen, zieht man die moderne Arbeitswelt und den Schulalltag ins Kal- kü l. Zu bedenken ist auch , daß Werk- erziehung an AHS in Zukunft nur in den ersten beiden Klassen unterrichtet wird. Daß man heute zu einem arbeitsschu l- mäßigen - allgemein pädagogischen Aspekt tendiert , liegt auf der Hand. Dieser Aspekt besitzt im Gegensatz zum Polytechnikum formale Tendenzen. Bil- dung ist hi er nicht als Aufnahme und Aneignung von Inhalten zu verstehen , sondern als Kennenlernen von Metho- den, mit deren Hilfe sich der Schüler Inhalte aneignen kann , auf die er in spä- teren Situationen trifft. Die Inhalte des derzeitigen Lehrplanes für die 1. und 2. KlasseAHSsindausden Bereichen ,Bauen - Wohnen - Umweltgestaltung (Abb. 1) , Maschinen- technik (Abb. 2) und Produktgestaltung (Abb. 3)'. Sie sol len den Schü ler in die Lage versetzen , selbständ ig Konstruk- tions- und Gestaltungsprobleme zu lösen und sich wünschenswerte Verhal- tensweisen im kognitiven , affektiven und psychomotorischen Bereich anzu- eignen. Das große Problem aber für die Werk- erziehung ist meiner Meinung nach ihre Ansiedlung in den ersten und zweiten Klassen der Unterstufe. Ich möchte kurz aus der Bildungs- und Lehraufgabe des gültigen Lehrplanes zitieren. Es sol len: Einsichten in die Werkstoffge- gebenheiten, Technologien , in Zusammenhänge von Funktion - Werkstoff- Form und in die Problem- zusammenhänge von Mensch - Maschine- Produktion - Wirtschaft - Umwelt durch Einblicke in die Arbeitswelt gewonnen werden , ... Fähigkeiten zum kritischen Kon- sumverhalten entwickelt werden . Ich glaube daher, daß die Diskussion bezüglich teilweiser Verlagerung des Faches in dieOberstufe vorrangiger sein sollte, als die doch auf parteipolitischer Ebene geführte Di skussion: Koeduka- tion ja oder nein. Koedukation gebe einerseits Mädchen die Möglichkeit, sich für Werkerziehung / Knaben zu entscheiden, andererseits werde es den Knaben ermöglicht , Texti - les Gestalten zu besuchen. ---------------------- 32 ----------------------

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