80 Jahre Bundesgewerbeschule Steyr

Dr. h. c. Franz Karl Ginzkey PROLOG zur 80-Jahr-Feier des Bestandes ^U^ir leiern heute einen hohen Tag, Wie uns so bald kein zweiter grüben mag, Ein Arbeitslast in edelster Bewährung, Zum Ruhm der Heimat und uns selbst zur Ehrung. Zu künden gilt es, wie durch achtzig Jahre Sieh Tatkraft hob ins Unbezweifelbare, Wie Fleiß sich regte, Geist ward kühn verwaltet Und so das Werk zur reiten Frucht gestaltet. Doch eh' wir selbst uns rührig so verkünden, Gilt es der Dinge Ursprung zu ergründen, Den Baustof! gilt es unsres Werks zu preisen, Er ist uns wohlverlraut, es ist das E i s e n. So grüßen wir zuerst das Material! Ein Wunder an Gefügigkeit zumal. Es ist aus ihm, in schöpferischen Banden, Ein Weltenwerk der Technik aulerslanden. In Mühen von Jahrtausenden bereitet, Hat es die Menschheit segensreich begleitet, Zu immer Höh'rem ward es auserkoren, Vom Sensenschwung bis zu den Kraftmotoren. Und wer mit Stahl und Eisen kühnlich baut, Dem stärkt sich auch die Seele, kraftvertraut. Es wankt der Mensch nicht, der ,,gestählt“ sich hat. Und so war's auch zu Steyr in der Stadt. Geschlechter schworen sich als sicherm Hort, Dem Eisen zu, sich mühend fort und fort, Jahrhunderte hindurch dem Werk vertrauend Und so bewußt an ihrem Schicksal bauend. Und auch in allen Tälern rings erklang Der Hämmer Pochen zu der Mess'rer Sang. Der Mensch war ganz der Arbeit hingegeben, Die ihm genügte für sein schlichtes Leben. Doch dann erhob sich Kummer und Gefahr. Im Wirtschaitskampf bot sich die Sorge dar: Der Väter Handwerk sei bedroht umstellt, Vom Schaffenseifer einer neuen Welt. Erfindung auf Erfindung strahlte auf, Erwerbsstreit nahm verhängnisvollen Lauf, Jahrhundertalte Arbeit schien verglüht, Als sei sie in sich selber totgemüht. der Bundesgewerbeschule in Steyr Doch nun, da sich in höchster Schaffensnot Das Heimwerk sah vom Untergang bedroht, Erstanden wackre Männer, kampfbereit, Zielrichtende in wegunkund'ger Zeit. Sie forderten mit ihres Wortes Macht Die Gründung einer Schule, wohldurchdacht, Worin der Geist der J u g e n d sei gelenkt, Zum Weltgeist hin, der neue Wege schenkt. Nicht neue Wege des Verdienstes nur, Auch neue Wege der Geschmackskultur, Da Harmonie mit Praktischem sich eint, In Schönheit auch das Handsame erscheint. Und also ward der neue Keim geboren, Aus der Erkenntnis ward sein Wuchs beschworen, Dann stellte Fertigkeit sich rühmlich ein Und aus dem Fleiß erblühte das Gedeihn. Der Tag, da diese Schule ward gegründet, Er ist's, den unsre Feier heut' verkündet. Entschloss'ner Arbeilsmut benannte sie: „Fachschule" schlicht, „für Eisenindustrie". Aus dieser Tat, aus diesem Schicksalstag, Ersprießte alles, was uns freuen mag Als Arbeitswerk in edelster Bewährung, Zum Ruhm der Heimat und uns selbst zur Ehrung. Durch achtzig Jahre blieb die Anstalt treu Dem Dienst der Zeit und immer wieder neu Ward hergestellt, was als Bedarf erkannt Und mit dem Geist des Eisens sich verband. Sei es die Schmiede, sei's die Landmaschine, Sei's, daß das Kraftfahrzeug uns eilig diene, Sei es der Starkstrom, sei's der Werkzeugbau, Sei es der Flochfrequenz erlauchte Schau. Und über allem leuchtend, formbewährt, Die edle Kunst des Stahlschnitts, ruhmverklärt Durch Meister Blümelhubers edlen Geist, Der uns den Weg erfüllter Schönheit weist. So steht das Werk, in Vielfalt auf getan Und doch als Einheit wahrend seine Bahn, Auf daß es reich an Tatkraft weiter wirke In unbegrenzte Zeilen und Bezirke. Drei Wappen grüßen von des Gitters Tor. Sie weisen uns zur Einigkeit empor. Es grüßt die Eisensladt, das Land zugleich Und grüßt in Ehren auch ganz Österreich

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