80 Jahre Bundesgewerbeschule Steyr

270 Zöglinge und beschäftigt 1 Wirtschaftsleiterin, 8 Präfekten, die gleichzeitig Lehrer an der Schule sind, 1 Krankenschwester, 3 Köchinnen, 6 Küchenhilfen, 2 Putzfrauen und 1 Hilfskraft. In wirtschaftlicher Hinsicht hat das Internat an der Bundcsgewerbe- schule Steyr insoferne Bedeutung, als allein durch die Wirtschaftsleitung im abgelaufenen Schuljahr an Steyrer Geschäftsleute der Betrag von 831 284 S ausbezahlt wurde. Das Internatspersonal, heute nenhandwerks gegründet wurde, sind ständig etwa 30 dieser Lehrlinge im Internat untergebracht. Im Schuljahre 195.3/54 beherbergt das Internat Trotz der vorgenommenen Vergrößerung ist die Raumfrage noch immer drängend. Ein neuer Internatsbau wäre eine ideale Lösung. Entsprechende Projekte sind bereits ausgearbeitet. Dr. Albert Burger STUDIUM IM SCHÜLERINTERNAT ODER AUF EINER STUDENTENBUDE? Die Beantwortung dieser Frage, die an alle Eitern herantritt, die ihren Sohn von weit her an die hiesige Anstalt schicken, kann nicht nur im Hinblick auf die Kosten entschieden werden, die in dem einen Fall niedriger und im anderen Fall höher sind. Es ist also nicht so, daß sich die weniger Geldkräftigen leider in die Zwangsjacke eines Internates stecken lassen müssen, während der Reiche in seinem Privatquartier sein Studium als beneidenswerter, freier Mensch absolvieren kann. Denn nicht die geringere oder größere Freiheit an sich ist hier entscheidend, sondern der voraussichtliche Studienerfolg im einen oder im anderen Fall. Halten wir vor allem fest, daß es sich an unserer Schule zumeist um Burschen im Alter zwischen 14 und 20 Jahren handelt, so ist schon klar, daß in dieser Zeit die Entwicklung vom Knaben zum jungen Mann erfolgt, eine Zeit, die um so schwieriger durchlebt wird, je weniger Halt das stark treibende Gewächs findet und je mehr Möglichkeiten geboten werden, Triebe nach allen Seiten schießen zu lassen. Der Internatszögling findet sich von Anfang an einem streng geregelten Tagesablauf gegenüber. Die Studierzeit ist zwar nicht allgemein beliebt, aber sie ist genau so pünktlich da, wie die wesentlich beliebteren täglichen sechs Mahlzeiten. Anfangs fällt es manchem schwer, täglich zu lernen, auch wenn am nächsten Tag kaum eine entscheidende Prüfung sein dürfte. Aber so wie er sich daran gewöhnen muß, pünktlich aufzustehen und pünktlich einzuschlafen, lernt er auch das Lernen. Denn alle um ihn herum im Studiersaal trifft das gleiche Leid: Lernen. Es ist nicht für alle eine „Aufgabe“, vielen ist es eine schöne Pflicht geworden und manchem eine Freude, da sie sich um Erfolge bemühen. Trotz der großen Zahl der Anwesenden ist es im Studium mäuschenstill, denn der Präfekt ist im Saal oder kann jeden Augenblick eintreten. Wer das Sprechverbot nicht hält, weiß, daß ihm Ausgangsentzug am Wochenende droht. Die Präfekten des hiesigen Internates sind hauptamtliche Lehrer an der Schule, kennen daher sowohl die Zöglinge als Schüler, als auch den zu bewältigenden Lehrstoff; man kann ihnen nichts vormachen. Sie überzeugen sich mit Leichtigkeit, was jeder tut, denn jeder Zögling hat sein Studierheft, in welches er täglich den Stundenplan für die nächsten beiden Schultage eintragen muß, sodaß der Präfekt sogleich sieht, welche Vorbereitung jedem einzelnen jeweils obliegt. Der Zögling wieder kann keinen Gegenstand bei der Vorbereitung vergessen. Er mußte sich auch schon vor der Studierzeit alle nötigen Behelfe zurechtlegen, da ein Verlassen des Studiersaales störend wirkt und daher nicht gestattet ist. Die im Saale herrschende Ruhe ist dazu angetan, jegliche Ablenkung vom Zögling fernzuhalten. Da alles um ihn herum still beschäftigt ist, fühlt auch er sich veranlaßt, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Wiederholt haben die Zöglinge größere Freiheit beim Studieren verlangt. Die versuchsweise eingeführte Sprecherlaubnis mußte jedoch immer wieder aufgehoben werden, da sich der Lernbetrieb sofort in einen gemütlichen Kaffeehausbetrieb verwandelte. Der privat untergebrachte Schüler hat sicher gute Vorsätze. Da aber der Zwang fehlt und gleich zu Beginn des Jahres der eiserne Muß, so findet er bald 64

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2