70 Jahre Steyrer Zeitung

Die alte Steyr-Daimler-Puch Aktiengesellschaft Die Steyr - Daimler - Puch Aktiengesellschaft, das größte eisenverarbeitende Unternehmen des österreichischen Staates, das in Steyr, Oberösterreich, seinen Firinensitz hat, beschäftigt in seinen Werken nach Wiederaufnahme seines Friedensprogramms heute zirka 12.500 Arbeiter und Angestellte. Ueber acht Jahrzehnte umfaßt die Geschichte dieser Ge ­ sellschaft, die 1869 als Aktiengesellschaft von Josef Werndl gegründet wurde, als er die Offene Handelsgesellschaft Josef und Franz Werndl & Co., Waffenfabrik und Sagemühle in Oberletten bei Steyr, in die Oesterrcichische Waffcnfabriks- Gesellschaft mit einem Aktienkapital von 6 Millionen österrei ­ chischen Gulden umwandelte. Das Unternehmen, das schon damals in 14 Objekten zirka 2000 Werkzeugmaschinen besaß und zirka 3000 Arbeiter be ­ schäftigte, befaßte sich in der Hauptsache mit der Erzeugung von Handfeuerwaffen, Militär- und Jagdgewehren. Um 1880 wurde zusätzlich die Erzeugung verschiedener technischer Ar ­ tikel, wie Dynamos, elektrische Motoren und Glühlampen, 1895 die Erzeugung von Fahrrädern und Zubehörteilen aufgenom ­ men. Im Lizenzwege wurden auch Druckereimaschinen der amerikanischen Monoline-Composing Comp. gefertigt. 1905 be ­ gann die Erzeugung des heute noch in der ganzen Welt be ­ kannten und gefragten Mannlicher-Schönauer-Jagdstutzens. Da die a ’ .^n, am Steyrfluß gelegenen Fabrikobjekte den Anforderungen, moderner Technik immer weniger entsprachen, wurde 1912 der Neubau des heutigen Hauptwerkes in Steyr be ­ gonnen und im Herbst 1914 vollendet. Während des ersten Weltkrieges 1914 bis 1918 erzeugten die Steyr-Werke in der Hauptsache Militärgewehre, Pistolen und Maschinengewehre, bereiteten aber damals schon die Um ­ stellung auf die Friedensarbeit, nämlich den Bau von Auto ­ mobilen, vor. Der Automobilbau wurde der Hauptzweig des Fabrikationsprogramms. Eine eigene Kugellagerfabrik wurde eingerichtet. Schmiede und Gußwerk entsprechend ausgestattet, auch die Fertigung von Akkumulatoren wurde aufgenommen. 1925 wurde der Firmenname in ,, Steyr-Werke A. G. “ umgewandelt. Durch Zusammenschluß mit den Austro-Daim- ler-Werkcn Wiener-Neustadt und den Puch-Werken in Graz wurde im Jahre 1934 die gesamte österreichische Tradition auf dem Gebiete der Motorfahrzeuge unter dem Namen „Steyr- Daimler-Puch Aktiengesellschaft “ vereinigt. Vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges (Ende 1938) beschäftigte die Steyr-Daim- ler-Puch A. G. in der Fertigung für die Friedenswirtschaft in ihren Werken Steyr, Graz und Wien sowie in ihren in ­ ländischen Verkaufsbüros und Reparaturwerkstätten zirka 13.000 Arbeiter und Angestellte. Als im Jahre 1939 bei Ausbruch des zweiten Weltkrieges das Unternehmen gezwungen wurde, sich auf Rüstungsfertigung umzustcllen. wurde gleichwohl getrachtet, soweit als möglich in den vorhandenen und neu entstehenden Werkanlagen die auch für die Friedenswirtschaft wichtigen Fertigungen von Kraft ­ fahrzeugen, Motorrädern, Fahrrädern und Kugellagern aufrecht ­ zuerhalten. In den Jahren 1944 und 1945 gingen durch die Flieger ­ angriffe und sonstige Kriegsereignisse sowie durch Beschlag ­ nahmen wesentliche Teile unserer Anlagen und Werksauswei- Eisenstadt Steyr wäre heute wohl eine tote Kleinstadt, wenn nicht die Steyr-Werke die ruhmreiche Tradition der Eisenstadt fortsetzten und in den Werken in Steyr allein rund 8000 Arbeiter beschäftigten in der Erzeugung von Traktoren, Lastautos, Personenwagen, Wälzlagern, Jagdwaffen usw. Rechnet man die Familie zu durchschnittlich drei Personen, so ergibt sich, daß etwa drei Viertel ’ er Steyrer Bevölkerung unmittelbar und vom restlichen Viertel ein Großteil mittel ­ bar von den Steyr-Werken leben. tungen in Steyr und Graz verloren. Trotz der großen Schäden, die das Unternehmen durch die Kriegseinwirkungen hatte, konnte durch die tatkräftige Hilfe von Besatzungsmächten nach Kriegsende sofort darangegangen werden, aus einer schwer kriegsb^schädigten Großindustrie wieder jene Produktionsstätten zu schaffen, die es ermöglichten, schon bald wieder die Serien ­ fabrikation von Friedenserzeugnissen aufzunehmen. Mit einigen hundert Arbeitern begannen nach Kriegsende die Aufräumungsarbeiten und eine bescheidene Produktion, die sich in Steyr vor allem auf die Karossierung von Fahrzeugen der Besatzungsmacht erstreckte. Den Uebergang zur eigentlichen Friedensproduktion bildete die Abstellung einer größeren Anzahl von 3-t-Achtzylinder-Benzinlastwagen. Gleichzeitig wurden kon- «itniktiv und versuchsmäßig die Vorbereitungen für das heutige, vollkommen neue Nachkriegsprogramm der Fahrzeugfabrik geschaffen, das auf dem Dieselmotor als Antriebsmaschine aufbaut. In Graz setzte bald nach dem Kriege die Fahrrad- und dann auch die Motorradfertigung wieder ein. Auf dem Motor ­ radsektor entstanden vollkommen neue Konstruktionen, die heute in der Welt an der Spitze der 125- und 250-ccin- Klasse stehen. 1946 erfolgte der Wiederanlauf der Kugellager- und Rollen ­ lagerfabrik in Steyr. Die Wiederbeschaffung des zum großen Teil verlorengegangenen Maschinenparks bildete ein besonderes Problem. Ein Dollarkredit von der Eximbank in Washington, den das Unternehmen aus eigenen Mitteln zurückzahlt, ermöglichte cs. durch Maschineneinkäufe in den USA. die Einrichtungen der Werke zu ergänzen. Im übrigen hat das Unternehmen in seiner Wiederaufbau ­ arbeit keinerlei fremde Hilfe in Anspruch genommen und sei ­ nen Maschinenpark stetig erweitert, was eine fortwährende Vergrößerung des Produktionsumfanges, der Rationalisierung der Fertigung und eine dauernde Zunahme der Zahl der Be ­ schäftigten zur Folge hatte. Bei der Durchführung des Wie ­ deraufbaues wurde besonderes Augenmerk darauf gerichtet, daß rationellste Erzeugungsmethoden zur Einführung gelangten, da ­ her nur modernste, leistungsfähigste Maschinen, insbesondere aus den USA., angeschafft wurden, wodurch nicht nur höhere Ausbringungen, sondern auch verbilligte Arbeitsmethoden in modernster Straßenfertigung erzielt wurden. Hierdurch konnte außer der hinreichenden Versorgung des Inlandmarktes allmählich auch der Export dauernd gesteigert werden. Wurde schon in den Jahren 1947/48 eine Exportquote von rund 14o/o der Gesamtumsätze erreicht, so stieg diese im Jahre 1949 auf 26%, 1950 auf 34.5% und hat sich im Jahre 1951, bezogen auf die gesamte Erzeugung des Unter ­ nehmens, noch weiterhin gesteigert. Das Produktionsprogramm der Werke in Steyr umfaßt folgende Hauptprodukte: I-Zylinder-Diesel-Traktör, 15 PS, Type 80 und 80a (Hackfruchtausführung). 2-Zylinder-Diesel-Traktor, 30 PS, Type 180. 4-Zylinder-Diesel-Traktor, Type 280. 4-Zylinder-Diesel-Schnell-Lastwagen, Type 380, 4 t, 90 PS. 4-Zylinder-Diesel-Omnibus, Type 380a (25 Sitzplätze). 1-, 2- und 4-Zylinder-Einbau- und Stationär-Diesel motoren. Zusatzgeräte und Sonderausrüstungen für Steyr-Diesel- Traktoren, wie Mähbalken, Kartoffelroder, Seilwinden, Hydraulik, Gelenkwelle, u. a. Ersatzteile für vorstehende Erzeugnisse: Steyr-Fiat-Assembling Personenkraftwagen verschiedener Typen (1100 E, 1400, 500-Giardiniera Belvedere).' Mannlicher-Schönauer-Jagdstutzen. Kugellager und Rollenlager (zirka 1400 verschiedene Typen). Werkzeugmaschinen, Schneid- und Meßwerkzeuge. Das Erzeugungsprogramm des Werkes Graz sieht folgende Produkte vor: Motorräder 250 ccm, Type 250 TF und 250 TFS. Motorräder 150 ccm, Type 150 TL. Motorräder 125 ccm, Type 125 TT, 125 TS, 125 TL, 125 SL. Fahrräder. Freilauf naben. Lichtanlagen und Zubehör. Ersatzteile. Außerdem hat die Auslieferung des lang erwarteten Motor ­ rollers begonnen. An dem Export der Erzeugnisse der Steyr-Daimler-Puch AG. partizipieren sämtliche Erzeugnisse. Als ausländische Absatzgebiete kommen in erster Linie die europäischen Län ­ der in Betracht und hier überwiegend die OEEC.-Staaten. Dar ­ über hinaus war es jedoch auch möglich, den Erzeugnissen die Ausfuhr nach Uebersee, insbesondere nach Südamerika, Südafrika und Indien zu erschließen. Hervorzuheben ist der Export von Kugellagern und Rollenlagern, der über t-0% des Gesamtumsatzes erreicht hat. Die nach Kriegsende erzielte stetige Aufwärtsentwicklung in allen Werken des Unternehmens berechtigt zu der Annahme, daß diese anhalten wird und die traditionellen Qualitätser ­ zeugnisse der Firma auch weiterhin sowohl im Inland als auch im Ausland guten Absatz haben. W. Stey r-Daimler-Puch A. G., Hauptwerk Steyr Das Kugellager- und Rollenlagerwerk in Steyr

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