70 Jahre Steyrer Zeitung

Ing. Dr. h. c. LEOPOLD FIGL Bundeskanzler Wenn die „Steyrer Zeitung “ in diesen Tagen ihren 70jährigen Bestand feiert, so kann sie mit großer Genugtuung auf ein publizistisches Wirken zurückblik- ken, das, unabhängig von allen geschicht ­ lichen Veränderungen, die sich in diesen sieben Jahrzehnten ergeben haben, immer auf der geraden Linie österreichischen Geistes und christlicher Weltanschauung gelegen war. Für diese Gesinnungstreue gebührt ihr Dank und Anerkennung Dr. JOS. CAL. FLI ESSER Diözesanbischof von Linz Der jubilierenden „Steyrer Zeitung “ meine herzlichsten Glückwünsche! Ich danke ihr, daß sie seit 70 Jahren in einem bedeutenden Teil unseres Landes für die katholischen Belange so mutig eintritt und so unerschrocken die Rechte der Kirche verteidigt. Ich kann nur bitten, daß sie auch in Hinkunft ihrem Pro ­ gramm treu bleibt. In diesem Sinne be ­ gleite ich meine Glückwünsche mit mei ­ nem Bischöflichen Gruß und Segen für die Herausgeber, die Redaktion und Mit ­ arbeiter und für alle Leser. DDr. FRANZ ZAUNER Titularbischof von Fata Koadjutor von Linz FELIX KERN Landeshauptmann- Stellvertreter Eine Zeitung, die von allen Kreisen, zu ungefähr gleichen Teilen von bäuerlicher Bevölkerung und Fabrikarbeitern gelesen wird, hat einen schweren Stand, will sie dennoch eine klare weltanschauliche Linie vertreten. Sie hat aber auch die größten Möglichkeiten, an alle Kreise christliches Ideengut heranzutragen und, zwischen den Klassen vermittelnd, am inneren Frie ­ den mitzuwirken. In dieser Hinsicht hat die „Steyrer Zeitung “ schon viel geleistet. Mögen ihr weitere Erfolge beschieden sein. Dies wünscht von Herzen Mit Freude vernehme ich die Nach ­ richt, daß die „Steyrer Zeitung “ den sieb ­ zigsten .Jahrestag ihres Bestehens feiern kann. Gerne schließe ich mich der großen Zahl der Gratulanten an und sende der Redaktion, ihren Mitarbeitern und nicht weniger der getreuen Leserschaft aufrich ­ tige Glückwünsche. Ich danke für die Lei ­ stungen, für das Bekenntnis und .die Auf ­ klärung im Sinne christlicher Grundsätze, wahrer Liebe zur Heimat und verantwort ­ licher Pressearbeit. Diese Eigenschaften der „Steyrer Zeitung “ haben es erreicht, (laß ihr die Leserschaft in immer größerer Zahl die Treue gehalten hat. Ich wünsche der Zeitung die gleichen Erfolge für viele kommende Jahrzehnte und der Arbeit der Redaktion Gottes Segen für alle Zukunft. Ing. LEOPOLD STEINBRECHER Bürgermeister von Steyr Die „Steyrer Zeitung “ tritt in das 70. Jahr ihres Bestandes. In diesen langen Jahren hat sich die Jubilarin mit viel Eifer und großem Fleiß zu einer ange ­ sehenen Wochenzeitung emporgearbeitet. Nicht vielen anderen Zeitungen ist es ge ­ glückt, in diesem vergangenen Zeitab ­ schnitt, in dem wohl die bedeutendsten Umwälzungen der Menschheitsgeschichte auf allen Gebieten des Lebens, den geisti ­ gen und den materiellen, stattfanden, sich zu behaupten und den Daseinskampf zu bestehen. Aufgabe der Presse ist es, Er ­ zieher der Leser zu sein und diese mit ewigen Menschheitswerten, Wissen und Fortschritt bekanntzumachen. Aus dieser Berufung- ergibt sich die Bedeutung der Presse für das öffentliche und private Le ­ ben. In diesem Sinne wünsche ich als Bürgermeister der jubilierenden „Steyrer Zeitung “ für den neuen Zeitabscnmtt ihrer Tätigkeit weiterhin viel Erfolg! DDr. HEINRICH GLEISSNER Landeshauptmann OBERREGIERUNGSRAT Dr. MARKUS GRABNER Bezirkshauptmann von Steyr Die „Steyrer Zeitung “ darf als ge ­ glücktes Bindeglied zwischen der Stadt Steyr und dem Bezirk Steyr angesprochen werden, da sie mithilft, Sorgen, Nöte, In ­ teressen und auch die gesellschaftliche Situation gegenseitig kennen zu lernen und damit das so notwendige Verständnis zwischen Stadt und Land fördert. Ihr nunmehr 70jähriger Bestand er ­ weist diesen ihren unschätzbaren Wert, so daß ihrem Jubiläum der Wunsch gelten möge, ihrer Aufgabe treu, über alle poli ­ tischen Schwierigkeiten hinweg, Förderin offenherzigen Verständnisses zwischen Stadt- und Landbevölkerung zu bleiben. In den 70 Jahren ihres Bestandes ist die „Steyrer Zeitung “ ihren vielen Lesern ein lieber Freund geblieben als treuer Wegweiser durch den Alltag. Sie schenk ­ te Freude, regte zur Besinnlichkeit an, vermittelte unerläßliches Wissen und stand stets mutig zur freien Heimat. Es ist mir als Landeshauptmann von Ober ­ österreich ein aufrichtiges Bedürfnis, an ­ läßlich des 70jährigen Bestandes der „Steyrer Zeitung “ allen, die sich um diese Zeitung verdient gemacht haben und ver ­ dient machen, meine vollste Anerkennung und meinen Dank auszusprechen. Möge die „Steyrer Zeitung “ auch in Zukunft ihren Idealen treu bleiben zur Freude ihrer Leser, zum Wohle der geliebten Heimat. Erinnerungen an meine Redakteurzeit Von Landeshauptmann-Stellvertreter Felix Kern HOFRAT Dr. FERDINAND WÜRTZ Bezirkshauptmann in Kirchdorf a. d. Krems Die beliebte „Steyrer Zeitung “ ist auch im Bezirk Kirchdorf a. d. Krems, beson ­ ders in den Gemeinden an der Steyr, ein stets gern gelesenes Wochenorgan und er ­ freut sich seit sieben Dezennien in allen Berufsständen wegen ihrer objektiven und sachlichen Berichterstattung des größten Ansehens. Unsere „Steyrer Zei ­ tung “ ist in guten und schlechten Tagen auch für die Interessen des Bezirkes Kirchdorf a. d. Kr. eingetreten und hat auch den öffentlichen Belangen unseres Be ­ zirkes nach Kräften gedient. Deshalb freut es mich, der jubilierenden „Steyrer Zeitung “ namens des Bezirkes zu ihrem Siebziger danken und herzlichst gratu ­ lieren zu können. Die alte Eisenstadt Steyr gehörte schon seit jeher zu den Wirtschaftszentren Oberösterreichs. Ihre Bedeutung schien be­ deutend, als W erndl in den Sechzigerjahren des vorigen Jahr ­ hunderts durcli die Errichtung großzügiger Fabriksanlagen Hun ­ derten von Menschen Arbeit und Brot verschaffte. Handel und Gewerbe standen in hoher Blüte, und die Bürger dieser Stadt brachten es zu Wohlstand. Auf der anderen Seite aber standen die Arbeiter, die schwer um ihre Existenz kämpfen mußten. Es ist daher verständlich, daß Steyr schon damals zu den po ­ litisch heiß umstrittensten Orten des Landes zählte. Die öffentliche Meinung der Stadt wurde damals von der freisinnigen Zeitung „Alpenbote “ beherrscht, die zu den radi ­ kalsten Blättern des Landes gehörte und auch nicht vor An ­ griffen gegen die Religion und Kirche zurhekschreckte. Der damalige Vorstadt-Kooperator und spätere Diözesanbischof Dr. Franz Maria D o p p c 1 b a u c r bemühte sich daher längere Zeit hin ­ durch, in Steyr eine eigene Wochenzeitung herauszugeben. Es kam dann auch zur Herausgabe eines konservativen Blattes, der „Steyrer Zeitung “ , als der „Alpenbote “ in einem Ar ‘ 'kcl den Heiligen Vater, Papst Pius IX., einen „dreifach gekrönten Oberschwindler “ nannte. Am 5. Jänner 1870 erschien die erste Nummer der „Steyrer Zeitung “ . In der Folgezeit errang sich die „Steyrer Zeitung “ eine angesehene Stellung. Der seit dem 20. Jänner 1876 bis 25. April 1880 als verantwortlicher Redakteur zeichnende VorstadtKoope- rator Dr. Johann M a y b ö c k bemühte sich besonders um die sozialen Rechte des arbeitenden Volkes. Desgleichen mußte gegen die groben Uebcrgriffe der damaligen liberalen Kreise energisch aufgetreten werden. In dieser Zeit wechselten die Redakteure der Zeitung mehrmals. Am 1. Jänner 1897 trat der Vorstadt-Kooperator Theodor Großmann auf Wunsch des Bischofs Dr. Doppel ­ bauer die Redaktion der Zeitung an, der mit größtem journali- schen Können und seltenem Erfolg die Leitung des Blattes bis zum 9. Jänner 1919 innehatte. Schwere politische Demon ­ strationen irregeführter Arbeiter zwangen ihn am 10. Jänner 1919, die Stadt Steyr zu verlassen. Auch seinem Nachfolger, dem Schreiber dieser Zeilen, der diese Stelle über besonderen Auftrag seines Firmpaten Landeshauptmann Hauser übernahm, bereitete man in der Zeit vom 1. Juli 1919 bis 1. Oktober 1922 nicht weniger als 17 politische Demonstrationen. Besonder bekannt wurde der Steyrer Landarbeiterstreik im Jahre 1922. Das Bestreben der Sozialdemokraten ging damals darauf hin, sie als die einzigen Vertreter der Landarbeiter hinzustellen und den Christlichen Landarbeiterbund zurückzudrängen, bzw. zu beseitigen. Die Bauernschaft des Gerichtsbezirkes Steyr war schon damals geschlossen in dem im Jahre 1919 gegründeten Oberösterreichi ­ schen Bauernbund organisiert und hatte eine überaus rührige, für das ganze Land vorbildliche Bezirksorganisation. Sie schloß nur mehr mit dem Christlichen Landarbeiterbund Lohnverträge ab, die dann für den ganzen Gerichtsbezirk Geltung hatten. In den Erntemonaten des Jahres 1922 begann der Kampf gegen diese Vormachtstellung. Am 12. Juni 1922 verlangte die Gewerkschaftsleitung in Linz von den Bürgermeistern Gerst- mayr (Gleink) und Edelmayr (Wolfern) vorerst mündlich und am 14. Juni auch telegraphisch, daß bis 14. Juni abends Lohnverhandlungen der Bauern mit den sozialdemokratischen Landarbeitern zu beginnen hätten. Bei Nichterfüllung dieser Forderung würde am 16. Juni ein allgemeiner Landarbeiter- Streik beginnen. Der Ba-^iiibundbezirksausschuß in Steyr lehnte dieses Ultimatum einstimmig ab, weil es sich nicht um einen wirtschaftlichen, sondern nur um einen politischen Streik han ­ delte. Am 16. Juni setzte tatsächlich in den Gemeinden Gleink, Wolfern, Steyr und Sierning der Streik der sozialdemokratischen Landarbeiter ein. Sie wurden von der Streikleitung in einem Steyrer Gasthaus zusammengezogeh und verpflegt. Als sich unter den Streikenden Unzufriedenheit bemerkbar machte und manche Landarbeiter wieder zu ihren Bauern zurückkehrten, wurden Streikpatrouillen eingesetzt, die das ganze Gebiet durch ­ streiften und die zurückgekehrten Landarbeiter wieder zurück ­ zuholen hatten. Viele Landarbeiter, dieses ewigen Hin-und-Hers müde, nahmen dann Dienstplätze außerhalb des Streikgebieles an (besonders in Hargelsberg, Haidershofen usw.). Fortsetzung Seite B LANDESREGIERUNGSRAT Dr. WOLFGANG JUNGWIRTH Bezirkshauptmann von Linz-Land Es wird immer mit einem leichten Spötteln von der Provinzpresse gespro ­ chen. Es ist jedoch so, daß die Meinungs ­ bildung, das Gemeinschaftsgefühl, in den kleineren Landschaftseinheiten nicht von der Großstadtpresse getragen wird, die in unverhältnismäßig starkem Ausmaß vom Sensationbedürfnis geleitet wird, als von den kleinen örtlichen Blättern. Wenn eine Zeitung, wie die Steyrer Zeitung, 70 Jahre lang über alle Stürme der Ge ­ schichte hinweg sich behauptet, dann ist dies ein Beweis dafür, daß sie diese Funk ­ tion erfüllt und die Bevölkerung dies zu schätzen weiß. Während die sogenannte Großpresse vielfach politischen Ideolo ­ gien dient, ist die kleine örtliche Zeitung mit einem gebietsmäßig schmal umgrenz ­ ten Abnehmerraum, wenn sie richtig ge ­ führt wird, ein Element sachlicher Infor ­ mation und sachlicher Mitteilung, damit auch für die Verwaltung ein nicht zu un ­ terschätzendes Element ruhigen - Arbei ­ tens. Deshalb kann auch die Verwaltung zu einem solchen Jubiläum gratulieren. °

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