250 Jahre Christkindl - 1708-1958

alleen, vor der Kirche der lange, geebnete Zugang und dann abfallender Fels, Gebüsch und strömendes Wasser. Man hat vom Bau her die Natur noch tiefer empfunden. Das wird aus Freudenpichls Schilderung") der Lage von Christkindl ersichtlich: .Die fröliche Situation dises Gnaden-Orths ... betreffend, hat sol– cher gegen Sonnen-Aufgang in Prospect die Lands-Fürstliche (und wegen 'deß Eisen-Zeugs, den man allda in großer Menge machet) berühmte Stadt Steyer, so eine halbe Srund möchte von dannen entlegen seyn; gegen Mittag dreyviertl Stund weith liget das Kloster Gärsten Ord. S. Benedicci, an dem Schiffreichen Fluß Ennß, es kommet aber nicht in das Angesicht, dieweilen sein Situation etwas tieffer und auch etliche Bühel sich unterlegen; gegen Mitternacht lliesset gleich im Thal verbey der Fluß Sceyer, der mit seinen Armben nicht allein allerhand Hammer-Wercken eine einträgliche Hülff leiStet, als wundersdiöne Auen gesral– tet, welche fähig, alle fünff Sinn zu erfreuen mit einer unschuldigen Freud. Das Kirchl selbsten, wann man es von dem Fluß Steyer erblicket, liget auf einer hohen Felsen allerseiths frey, welches nicht wenig seine Annemblichkeit vermeh– ret. Neben disen auf einer abgesonderten Felsen lasset sich sehen eine wohl– erbaute Einsidlerey, welche zu bauen das allda hiiuf6g hervorwachsende Blüml Lilium Convallium den Gedancken gemachet." Prandtauer, dem hier, wie so oft auch anderwärts, ein von anderer Hand begonnenes Werk übergeben wurde, hat in bescheidener Zurückhaltung bei der Wahl der angewandten Mittel den Bau so zu Ende geführt, daß er wie aus einem Guß erscheint. Er selber hiitte die Kirche wohl vom Anfang an anders gebaut. Sie erscheint vom Konzept her mehr als Werk eines Plastikers und steht mit der äußeren Unverhülltheit des Vierpasses isoliert im süddeutschen Barock Aber durch die enge Heranführung der Fassadentürme an die mit ihrer hohen Trommel selbst wie ein mächtiger Turm wirkende Kuppel entsteht eine mächtige Aufgipfelung, die dem Bau eine über die wirklichen Maße hinausreichende Größe verleiht. 11 ) Freudenpichl, a. a. 0., S. 22 f. 25

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