125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

Wieder feierte die Steyrer Liedertafel ein Jubiläum mit Haydns „Schöpfung", diesmal unter der Leitung von Chormeister Franz Baminger . Ein unvergeßliches Kammerkonzert am 3. Juli erfreute zur Abwechslung die dankbaren Zuhörer mit klassischer Gitarremusik, wobei Herr Carl Dobrauz, ein Sohn unserer Stadt, virtuos den Gitarrepart spielte. Ein interessanter Versuch aus jenen Tagen, am Stephanitag ein Konzert mit Musik aus Oster- reich, Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien und Amerika zu bringen - also ein sehr abwechslungsreiches und lehrreiches Programm -, fand vor fast leerem Saal statt. Einen besonderen Erfolg konnte unsere Vereinigung für sich buchen, als im März 1927 Herr Professor Heinz Scholz vom Mozarteum in Salzburg in seiner Vaterstadt konzertierte. Debussy, eigene Bearbeitungen alter Meister und Tschaikowskys Klavierkonzert in b-Moll rissen die zahlreich erschienenen Zuhörer zu jubelnder Begeisterung hin. Man hat es aber damals schon bedauert, daß oft nur ein festlicher Anlaß oder eine bekannte Persönlichkeit die Zuhörer anlocken, selten die Musik selbst. Im Dezember gleichen Jahres fand eine große Beethovenfeier im Kasinosaale statt. Das Programm umfaßte die Leonorenouvertüre Nr. 1, das Klavierkonzert in c-Moll (Solist Herr Prof. Carl Steiner, Linz) , ,,Ah perfido 11 (Sopran Frl. Zelenka) und zum Abschluß die Symphonie Nr. 2. Denkwürdig bleibt die Schubert-Feier des Jahres 1928 am 20. April. Diesmal tat sich die Sängerschaft Steyrs zusammen, um mit unserem Orchester nach des Meisters jugendfrischer B-Dur-Symphonie die schwermütigen Weisen von „Der Gesang der Geister über den Wassern" zu bringen. Das Fehlen der Geigen in der Streicherbegleitung dieses Werkes hebt seinen dunklen Ernst besonders hervor. Dieses Werk leitete Herr Chormeister Franz Weg- scheider. Den Abschluß des Konzertes bildete die „ Wanderer-Phantasie" in der orchestralen Bearbeitung von Franz Liszt. Den Klavierpart hatte gütigst Herr Prof . Robert Scholz vom Mozarteum in Salzburg übernommen, was allein schon den künstlerischen Erfolg der Feier verbürgte. Leider beeinträchtigte in der Folge die beginnende Erkrankung von Hans Prinz die Konzert- tätigkeit . Liebenswürdigerweise übernahm Herr Regenschori Pribitzer die Vertretung, so daß im Mai 1929 ein Orchesterkonzert zustandekommen konnte. Sein Programm enthielt die Ouvertüre zu Webers „Oberon", Spohrs Violinkonzert in a-Moll, gespielt von Karl von Baltz, Wien, und Schumanns B-Dur-Symphonie. Sein letztes Konzert leitete Hans Prinz am 14. März 1930. Mit Aufbietung aller seiner Kräfte dirigierte er Smetanas symphonische Dichtung „Aus Böhmens Hain und Flur". Vollkommen erschöpft, doch beifallsumtost, verließ er den Saal. Noch leitete er Proben für eine am 1. Mai geplante Aufführung der „Jahreszeiten" von Haydn. Schon zweimal vorher hatte er dieses sein Lieblingswerk einstudiert und war an seiner Aufführung verhindert 82

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