125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

schar. Eine schwere Operation zwang ihn, den Taktstock für immer aus der Hand zu legen. Vier Jahre später starb unser großer Dirigent. Franz Bayers Abgang riß eine tiefe Lücke nicht nur ins Leben der Vereinigung, sondern auch ins damalige Kunstleben der Stadt. Als würdiger Nachfolger Franz Bayers wurde Lehrer Hans Prinz gewählt, der schon einige Zeit als Paukist des Orchesters tätig gewesen war. Ein Mensch von begnadeten Talenten, ein großer Organist und Komponist, der allen, die unter seiner Leitung musizierten oder seine überragende Künstlerpersönlichkeit miterleben durften, unvergeßlich bleiben wird. Seine umfassende Kenntnis der Musikliteratur, sein heiliger Ernst, seine inspirierte Inter- pretation, die sich unwiderstehlich allen Mitwirkenden mitteilte, sichern Lehrer Hans Prinz in den Annalen unserer Vereinigung einen bleibenden Ehrenplatz. Das Dezennium Prinz begann 1920, als sich auf den Trümmern des ersten Weltkrieges das erste Grün wiedererwachenden musischen Lebens in unserer Stadt zeigte. Ein Orchester- konzert im Mai dieses Jahres brachte schon Webers Fagottkonzert und - beziehungsvoll zum Zeitgeschehen - Beethovens 5. Symphonie (Schicksalssymphonie). Aber noch im Dezember desselben Jahres, anläßlich des 150. Geburtstages des großen Meisters, standen die 6. Symphonie (Pastorale), die Ouvertüre zu ,,Fidelio" und das Tripelkonzert auf dem Programm. Leider konnte in der Folge die Konzerttätigkeit mit dem Eifer des Dirigenten nicht Schritt halten, denn die politischen Verhältnisse ließen ein geregeltes Kunstschaffen nicht zu. Dafür erfreuten im Dezember 1921 zwei schöne Kammerkonzerte mit klassischen Werken. Hervor- zuheben wäre im Jahre 1923 ein Konzert von 400 Schulkindern. Die kleinen Künstler sangen ,,Kinderlieder mit Orchesterbegleitung", arrangiert von Professor Einfalt, Linz. Im gleichen Jahr schied der Vorstand des Vereines, Herr Hugo Olbrich, aus beruflichen Gründen von Steyr. Herr Direktor Olbrich war langjähriger, bewährter Vorstand unserer Vereinigung gewesen. An seine Stelle trat Freiherr von Schmidt, selbst begeisterter Bratschist. In diesem Jahr wurde auch die 11 Krönungsmesse" von Mozart, KV 317, im Rahmen eines Kammerkonzertes aufgeführt. Ein Hochfest der Kirchenmusik erlebte Steyr im Jahre 1924 mit der Uraufführung des Tedeums von Hans Prinz, eines Werkes von großer Originalität, in dem seltsamerweise auch Mandolinen Verwendung fanden. Weiter brachte der 13. Juni desselben Jahres die Aufführung der Messe in d-Moll von Anton Bruckner. In unserer Chronik spricht der Bericht von der Sicherheit des Musikdirektors, der gespannten Aufmerksamkeit seiner Musiker und dem Gelöbnis des Vereines, stets als ein Teil jener aufbauenden inneren Kraft zu wirken, die einst das deutsche Volk und seine Kunst wieder zu Ehren bringen wird . 81

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2