125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

migung 1559. Sie war bis in die Zeit der politischen Gegenreformation die Schulkirche zur protestantischen Lateinschule, die im ehemaligen Klostergebäude untergebracht war. Die in dieser Kirche befindliche Orgel wurde in den Jahren 1612 bis 1614 durch eine neue ersetzt. Den noch von Georg Hackher begonnenen 26 und von Ulrich Schreyer fortgesetzten Orgelbau überwachte der 1609 aus Horn zugewanderte Organist und Orgelbauer Paul Peuerl . 27 In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zählte Schreyer wohl zu den bedeutendsten Orgel- machern im Lande ob der Enns. Er war der Sohn des Orgelbauers Leonhard Schreyer zu Gröningen und ein Vetter Georg Hackhers, der ihm, da er keine Leibeserben besaß, im Testament vom 7. Mai 1612 sein Haus am Berge zusprach. Schreyer arbeitete auch in Linz, St. Florian, Freistadt und in anderen Orten. 28 Schon im Spätmittelalter war an der Stadtpfarrkirche neben dem Schulmeister ein Organist tätig. Der Visitationsbericht aus dem Jahre 1544 nennt den Organisten Nicolaus, der über dreißig Jahre an der Pfarrkirche wirkte und aus der Stiftung Friedrich Vorsters besoldet wurde. 29 Sein Nachfolger war jedenfalls Wolfgang Khumer, der 1558 an der Pfarrkirchen- orgel eine Reparatur vornehmen mußte. 30 Im Jahre 1590 sollte er entlassen werden und Hanns Khobinger aus Seitenstetten die Stelle übernehmen. 31 Dieser aber verließ schon im nächsten Jahr Steyr, da der Stadtrat seinen Besoldungswünschen nicht entsprochen haben dürfte. 32 Khumer, dem das Haus Berggasse Nr. 55 gehörte, versah nun den Organistendienst noch bis zum Jahre 1603. 33 In der Zeit der Glaubensspaltung leitete den Chorgesang der Kantor. Die Sänger, Adstanten (,,Astanten" ) genannt, waren meist Schüler der Lateinschule, die aus dem Kirchenamt eine Unterstützung erhielten. 34 Den Kantorendienst versahen in der zweiten Hälfte des 16. Jahr- hunderts Siegmund Hofinger, 35 Wilhelm Klausner (Clausner) 36 und Jakob Obernburger. 37 Die in Steyr um die Jahrhundertwende einsetzende politische Gegenreformation führte u . a. zur Schließung der Lateinschule, zur Ausweisung der Prädikanten und damit zur Einstellung des evangelischen Gottesdienstes. Dadurch war den protestantischen Kirchen- musikern die Existenzgrundlage entzogen. Bezeichnend für diese Situation ist die Tatsache, daß bei einem lutherischen Begräbnis im Jahre 1603 von Angehörigen der Messererzunft deutsche Lieder gesungen wurden. 38 Als es in den Jahren 1608 und 1609 in Steyr zur, Wiedereinführung der Augsburger Konfession kam, eröffneten die Protestanten wieder ihre Lateinschule, für den Gottesdienst verblieb ihnen aber nur mehr die Dominikanerkirche. 39 Wie oben erwähnt, übernahm hier der Komponist Paul Peuerl, dessen musikalisches Wirken in Steyr an anderer Stelle eingehend gewürdigt wird, den Organistendienst und verblieb in der Eisenstadt bis zum Jahre 1625 . 40 Auch der 1608 aus Eferding berufene Kantor Georg Taubenrockh mußte um diese Zeit, da · die Gegenreformation nunmehr energisch durch- geführt wurde, Steyr verlassen. 4 L 20

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