125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

Zu Anfang der zwanziger Jahre des 16. Jahrhunderts fand die Lehre Luthers Eingang in Steyr. Um diese Zeit, am 18. März 1522, zerstörte ein schrecklicher Brand den südlichen Teil der inneren Stadt. Kirche und Kloster der Dominikaner wurden ein Raub der Flammen. Die Stadtpfarrkirche, vor der Vollendung stehend, erlitt schwerste Schäden. Das Feuer vernichtete Turm und Dach, die kostbaren Altäre und auch die Orgel des bayrischen Orgel- meisters. Diese Ereignisse, Reformation und Kirchenbrand, wirkten sich natürlich nachhaltig auf das kirchenmusikalische Leben der Eisenstadt aus. In den nächsten Jahren wurde das Pfarrgotteshaus mit einem Dach versehen, im Inneren notdürftig ausgestattet, das Langhaus aber blieb unvollendet . Erst um 1544 erhielt die Kirche wieder eine Orgel, die der kaiserliche Orgelbauer l acob errichtete. 15 In der Folgezeit aber wurde sie durch zahlreiche Reparaturen fast zur Gänze umgestaltet. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts, und zwar in den Jahren 1586/ 87, 1591 und 1597 führte der bürgerliche Orgelbauer Georg Hackher umfangreiche Instandsetzungsarbeiten durch. 16 Im Jahre 1605 mußte er sie neuerdings reparieren. Hackher erhielt für diese Arbeit, die nahezu fünf Monate dauerte, 100 Gulden. 17 Das gebrechliche Orgelwerk wurde im Sommer des Jahres 1616 durch große Hitze abermals gebrauchsunfähig. Der anfangs März 1617 zugewanderte Organist Andreas Ott setzte an einem Tage das Instrument wieder in Gang. 18 Eine gründ- liche Erneuerung aber unterblieb, wohl im Hinblick auf den bevorstehenden Ausbau des noch immer unfertigen Langhauses. Als die Pfarrkirche 1636 endlich vollendet war, 19 wurde auch die Neugestaltung der Orgel in Angriff genommen. Diese Arbeit bewerkstelligte 1637 der Orgelmacher Leopold Rottenburge r aus Salzburg um 350 Gulden. 20 In den folgenden Jahrzehnten werden nur geringfügige Mängel erwähnt, die 1648 Ulrich Schreyer, 1699 der Passauer Orgelbauer Martin Kurz 21 und später jedenfalls der bürgerliche Orgelmacher und Gastgeb Johann Häräl/ 22 beseitigten. Im Jahre 1732 stimmte das Instrument Christoph Egedacher, der bekannte Orgelbauer aus Salzburg . 23 Das 1 7 Register umfassende Werk entsprach in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts keinesfalls mehr den gesteigerten Anforderungen. Maurus I. (Gordon), der kunstsinnige Abt des Klosters Garsten, bemühte sich daher um die Errichtung einer neuen Orgel und gewann hiefür den berühmten Orgel- bauer Fran z Xaver Chrismann, Weltpriester aus Laibach, der damals in St. Florian arbeitete. Am 14. Mai 1774 genehmigte über Antrag des Bürgermeisters Richard von Paumgarten der Steyrer Magistrat die vom Abt mit Chrismann getroffenen Vereinbarungen 24 , so daß schon am nächsten Tag der Orgelbau-Kontrakt unterzeichnet werden konnte. Das Werk wurde im März 1779 vollendet. Es zählte 24 Register und kostete samt Kasten 6000 Gulden. Die wohlklingende Chrismann-Orgel, auf der später Anton Bruckner mit Vorliebe spielte, versah ihren Dienst bis zum Jahre 1893. 2 •3 Der Aufbau der vom Brand zerstörten Dominikanerkirche erfolgte mit kaiserlicher Geneh-

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