Amtsblatt der Stadt Steyr 1989/9

Ein Schienenstrang durchdringt, von außen kommend, die A usste/lung: vor dem Eingang tra- gen Schienen auf einem Transport- wagen das Modell eines Do,fes. Der Besucher geht auf Schienen, wenn er die Ausstellung be- tritt . Der Schienen- .1·tra11g wird in einem nächsten Ahschnitt Baustelle und später zum t:;rinnerungsbild an die Todeszüge in die Konzentrations- laf!,er. Fotos: Hartlauer Zielort Steyr: Mai- aufmarsch aus l?eichraming am / . Mai /924. Mit der Oö. Landesausstellung „Arbeit - Mensch - Maschine", bei der rund 450.000 Besucher gezählt werden konnten, wurde das Museum Industrielle Arbeitswelt im Steyrer Wehrgraben eröffnet. In diesem Museum ist nun bis ium 31. Dezember die inszenierte Ausstellung „Die Roten am Land" zu sehen. Gestaltet wurde diese Sonderausstellung vom Wiener Bühnenbildner Hans Hoffer, der schon die Oö. Landesausstellung 1987 künst- lerisch betreute. Für die wissenschaftliche Gesamtkonzeption und -koordination zeich- net der Vorarlberger Wissenschafter Dr. Kurt Greussing verantwortlich . Bürgermeister Heinrich Schwarz würdigte bei der Eröffnung der Ausstellung den kultu- rellen und wissenschaftlichen Wert dieser Schau und wies darauf hin, daß das Museum Arbeitswelt mit solchen Veranstaltungen sei- ne Bedeutung als Kulturträger mit österrei- chischer Bedeutung eindrucksvoll unter Be- weis stelle. Die Ausstellung „Die Roten am Land" will eine Milieuschilderung geben: Welche so- zia len, kulturellen, wirtschaftlichen und poli- tischen Veränderungen haben sich durch den Bahnbau in den ländlichen Gebieten entlang der Westbahn ab der Mitte des 19. Jahrhun- derts ergeben? Eineinhalb Jahre arbeiteten vier Projektgruppen in Oberösterreich, Salz- burg, Tirol und Vorarlberg unter der Ge- samtleitung von Kurt Greussing an der Ma- terialbeschaffung für diese Ausstellung. Mehr als 8000 Fotos wurden aus Museumsbestän- den in ganz Österreich zusammengetragen, schriftliches Archivmaterial und themenbe- zogene Literatur wur~e ausgewertet, um ei- nen chronologischen Uberblick und Einblick geben zu können. Einen - ers_~mals in dieser Größenordnung gezeigten - Uberblick über jene Ereignisse, die in den letzten 150 Jahren zur Entstehung sozialdemokratischer Organi- sationen und zur Veränderung der Arbeits- und Lebensverhältnisse auf dem Land führ- ten. Und einen Einblick in die immer wieder- kehrende Hoffnung auf eine neue Gesell- schaft: jene Hoffnung, die Frauen und Män- ner, sozialdemokratische ebenso wie katholi- sche, zu ihrer politischen Tätigkeit motiviert hat. Denn über den historischen Erfolgen der Arbeiterbewegung in großstädtischen und großindustriellen Regionen Österreichs wird manchmal übersehen, daß die Entwicklung der gesamten sozialdemokratischen Bewe- gung in Gebieten mit entschieden wurde, wo sie gerade keine Mehrheit erringen konnte. Mit Hilfe von rund 1000 Fotos, informativen Texttafeln, Videoproduktionen und der Adaption der vor zwei Jahren für die oö . Landesausstellung „Arbeit - Mensch - Ma- sch ine" aufgebauten Rauminstallationen und originalgetreuen Nachbildungen im Museum Industrielle Arbeitswelt wird dem Besucher eine begehbare Erlebniswelt eröffnet. Die Ausstellung „Die Roten am Land" orientiert sich zwar am bisherigen Aufbau des Museums industrielle Arbeitswelt. Sie setzt jedoch sehr eigene inhaltliche, architek- tonische und gestalterische Akzente. Daß ein Museum auf diese Weise für eine Sonderaus- Eindrucksvoll inszenierte Sonderausstellung ,,Die Roten am Land'' im Museum industrielle Arbeitswelt 8/256 SU'yr

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