Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1984

,,Cortez? Senor Cortez hatte dreiundsiebzig. Der Herr ist mit dem Morgenzug na.ch Marseille abgereist." Der Holländer erbat dringend den Besuch des Direktors, der bald darauf eintrat. Nachdem auch er informiert worden war, griff er nach dem Hörer vom Hausapparat und ließ den Hoteldetektiv rufen. Monsieu-r Chaptal, ein kleiner, beweglicher Herr mit Erfahnmgen, kam, sah, hörte und begann zu arbeiten, und er arbeitete ra.sch, denn wenn der Verdacht des Herrn Van Boensdale gegen Senor Cortez irgendwie begründet sein sollte, ':"ar keine Zeit zu verlieren. Das Hotel geriet allmählich in Aufregung, das Personal tuschelte, 1md trotz der streng gehandhabten Schweigepflicht merkten auch die Gäste etwas. Während des Verhörs der Angestellten bekam die Sache ein ernstes Gesicht. Die Lohndiener hatten einen auffallend schweren Schiffskoffer für Herrn Cortez zur Bahn gebracht und als Expreßgut nach Marseille aufgegeben. Sie behaupteten, der gleiche Koffer sei bei der Ankunft leicht gewesen. Wie sich ferner herausstellte, sei Cortez während seines Aufenthaltes wiederholt in Mentone und auch jenseits der Grenze in Ventimiglia gewesen, er erhielt in dieser Zeit zahlreiche Anrufe aus Italien und empfing einige Male Besuche von Leuten, die nicht recht in die Halle eines erstklassigen Hotels gepaßt haben sollen. Niemand vom Personal hatte am Morgen Madame Van Boensdale gesehen. Blitzgespräch mit der Präfektur in Marseille. Die Polizei würde sofort alle nötigen Schritte veranlassen und versuchen, jenen Koffer sicherzustellen. Man versprach weitere Mitteilungen. Stunde um Stunde zog sich dahin in banger Spannung. Um 14 Uhr saßen im Direktionszimmer der Direktor, der Hoteldetektiv, der Empfangschef und Van Boensdale, der nicht mehr fortzubringen war. 42 Endlich surrte der Tischapparat, und die Vermittlung kündigte den langersehnten Anruf aus Marseille an. Monsieur Chaptal nahm den Hörer. „Dank Ihrer Information ist es uns gelungen", berichtete der Polizeibeamte aus Marseille, ,,Ihren Mann in dem Augenblick sicherzustellen, als er den ominösen Koffer abholen wollte. Wir ha,ben diesen Koffer geöffnet." „Was war drinnen" verlor der Hausdetektiv die Ruhe. ,,Sprengstoff! Hochbrisanter Sprengstoff. Wir sind Ihnen zu großem Dank verpflichtet, Sie brachten uns endlich auf eine Spur in einer Angelegenheit, der wir schon lange vergeblich nachlaufen. Es handelt sich um eine ausländische Terrororganisation, deren Interessen im Nahen Osten liegen. Der Paß des angeblichen Herrn Cortez ist natürlich auch nicht in Ordnung. Ich werde den Mann jetzt verhören und Sie da,nn benachrichtigen, ob ein Zusammenhang mit Ihrer verschwundenen Frau bestehen könnte." ,,Ich bin am Ende meiner Weisheit", gestand der Detektiv, sobald er den Sachverhalt erklärt hatte. „Er hat meine Frau ermordet", rief Van Boensdale und griff sich an den Kopf. ,,Der Desperado hat das Geld und den Schmuck gebraucht." ,,Was ist das für ein Unsinn?" erlda,ng hinter ihnen eine sanfte Frauenstimme. Die Männer fuhren herum, sprangen auf, Rufe - dann Stille. In. der Tür stand lächelnd Frau Van Boensdale, schöner denn je. „Schrecklich", sagte sie, ,,wenn man so einen ausgewachsenen Marin für ein paar Stunden alleinläßt! Der Portier, der eben vor Staunen fast umfiel, als er mich sah, ha,t mich bereits schonend vorbereitet." Sämtliche Druckso rten Firmenprospekte \D Familiendrucksorten V/_ VEREINSDRUCKEREI STEYR Stadtplatz 2, Tel. 22964

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