Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1984

leer; · sie fanden einen gut abgeschirmten Tisch in der Ecke. Dominik seufzte tief auf und fing an: "Wie es bei mir auf dem Adamgut steh t, weißst du ja. Vater und Mutter sind vor bald vierzig Jahren früh weggestorben, und wir drei Geschwister Nani, Barbara und ich mußsten aJlein den Hof weiterführen. Ich sollte gleich Bauer werden und hatte mich schon halb und halb nach einer jungen Bäuerin für mich umgesehen. Aber die Schwestern haben gejammert: ,Laß dir mit dem Heiraten noch ein paar Jahre Zeit! Du bist noch viel zu jung, daß du die Richtige findest. Wir drei bleiben beisammen und führen dir die .Wirtschaft im Haus. Du wirst uns arme Schwestern nicht jetzt schon aus dem Elternhaus treiben! Dominik schwieg. Er mußte sich kürzer fassen, damit er zur Ursa,che seines Kummers kam. ,,Wir haben uns mit der Zeit zusammengewöhnt, und meine einstige Liebschaft wollt ' nicht mehr länger auf mich warten - die hat dann irgendwo drüberm Buchberg eingeheiratet; ich weiß nicht mehr, wann, aber das ist ja au-eh bald vierzig Jahre aus . Wir drei Geschwister sind ledig geblieben." Dominik schnupfte ein wenig. „Und vor drei Monaten legt sich die · Schwester Nani hin und stirbt. Heut ' a,ber sagt mir Barbara, daß sie auch nicht länger bleiben will. Sie hat sich das Altersheim angesehen und will in vier Wochen hinabsiedeln." Auch der Freund nickte betroffen . „Da bleibt dir wohl nichts anderes als eine Wirtschafterin einstellen!" ' Dominik schüttelte den Kopf. ,,Das überlebe ich nicht lange. Meine Schwestern haben mir schon das Leben sauer genug gemacht. Jetzt noch eine schärfere Beißzange - das überstehe ich nicht!" Gregi blickte auf den soviel kleineren Nachbar herab. ,,Dann übergib den Ada.mhof deinem jungen Knecht Peter! Er ist verlässlich - und ins Grab kannst du den Hof ja doch nicht mitnehmen!" 34 Dominik horchte auf. Kein schlechter Ausweg! Aber dann sank er wieder in sich zusammen. ,,Der Peter wäre mir als Bauer ganz recht. Aber weiß ich dann, was er mir für eine junge Bäuerin ins Haus bringt? Ich hab mich in meinem Leben schon genug kuschen müssen!" Gregi schaute nachdenklich in seinen Bierkrug. 11Die Rechte müßte Peter finden! " sann Dominik weiter. ,,Aber wer soll ihm die zubringen? Er selber ist dafür zu unerfahren. " Gregi riß die Augen a,uf. Sein langes Pferdegesicht leuchtete förmlich unter einem neuen Einfall. „Adam, such' ihm doch du selber die richtige Frau! Dann ist jedem geholfen. Er hat die rechte Frau• du h ast es gut im Alter!" ' Der Lichtstrahl in Dominiks Seele wurde breiter. Bald schüttelte er jedoch wieder den Kopf. ,,Aber wie das anstellen? Der Peter darf 's nicht wissen und die jungen Dirndln schon gar nicht, wenn ich auf einmal heimlich auf Brautschau gehen soll!" Sie schwiegen eine lange Weile. Gregi ging manche Möglichkeit durch - keine schien so, daß die Bra.utschau auch heimlich bieb . Dominik müßte in viele Häuser kommen, wo es heiratsfähige Töchter gab - das wichtigste war dabei doch eine große Auswahl. In jedes Haus - plötzlich schlug er den Freund auf die Schulter. ,,Ich habe es: Du wirst Kassier bei unserer Gauversicherung!" Die Gemeinden rund um den Buchberg hatten sich vor Jahren zu einer Feuerversicherung auf Gegenseitigkeit zusammengeschlossen. Brach ein Brand aus sammelte der Kassier , von jeden{ Versichert~n einen genau anteiligen Betrag em, und der arme Abbrändler konnte seinen Hof wieder aufbauen. Dominik lächelte zum erstenmal. ,,Kein über Gedanke, Gregi!" * Mit dieser heimlichen Brautschau hatte Dominik ein ganz n eues Leben

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