Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1982

öffneten sich die schweren Türen und die Andächtigen strömten heraus. Begierig spähte der Teufel nach dem letzten Kirchenbesucher. Der letzte, der die Schwelle überschritt, war der schlaue Pfarrer selbst. Er ging rücklings und trug die Monstranze in Händen, die den Heiland in Brotges talt barg. So war es also der Heiland, der · als letzter die Kirche verließ. Über diesen hatte der Teufel keine Macht. Er sah sich betrogen und fuhr fluchend in di e Höll e. Mündliche Üb erli eferung DAS LOCH I N DER KIRCHENMAUER Einst schli:ch sich ein Gottloser in die Michaelerkirche ein. In frevlem Übermut ließ er sich an einem Tag zehnmal nacheinander abspeisen. Da packte ihn der Teufel beim Genick und fuhr mit ihm unter grausigem Gelächter durch die Mauer hinter dem Hochaltar. Das Loch war lange noch zu sehen. A. Depiny, Oberös terreichisdws Sagenbuch D EK T EUFEL A UF DER .,HOARN" Der Teufel geisterte gern in der Steyrer Gegend umher und ließ sich oft auf entlegenen Plätzchen häuslich nieder. So auch auf der „Hoarn", einer Waldwiese in der Umgebung Steyrs. Dort stand vor Zeiten eine Holzhauerhütte, in der es nicht immer ganz geheuer zuging. Einmal kam beim Morgengrauen ein Schneider an ihr vorbei . Der helle Feuerschein, der aus der Hütte drang, ließ ihn neugierig nähertreten. Entsetzt prallte er zurück denn beim Herde stand, vom Schein der Glut umlohnt, ein Mann mit Ziegenfüßen. Es war der Teufel, der Nocken kochte. Der Schneider lief, wie von Furien gejagt, durch dick und dünn. Er rannte und rannte, bis er zusammenbrach. Holzhauer fanden ihn so. A. Depiny, Oberösterreicb.iscb.es Sagenbucb. EIN WOHLVERDIENTES KREUZ Ein unheimlicher Gast, die Pest, pochte an die Tore der Eisenstadt und ließ ihre Bewohner in Schrecken erstarren. Unter ihrem würgenden Griff erlosch viel blühendes Leben. In angstvoller Eile entflohen die Wohlhabenden den Mauern der Stadt, nur die Armen und Kranken blieben zurück. Priester und Arzte dienten voll Opfermut den armen Pestkranken und boten ihnen Trost und Pflege. Besonders Pater Anselmus war eifrig im Dienste der Kranken. Von Morgengrauen bis zur sinkenden Nacht stand er am Lager der Siechen und gönnte sich nicht Ruhe noch Rast. Als er einst nach schwerem Tagewerk erschöpft auf sein Lager sank, umfing ihn ein wundersamer Traum. Er lustwandelte in einem Garten, der ihn das Paradies ahnen ließ. Ein sanftes Lüftchen umschmeichelte ihn. Blumen in allen Farben und Formen öffneten ihre taubenetzten Kelche und hauchten süße Düfte aus. Dort SAMEN 4 KOVACIC Spezialgeschäft für Samen und Gewürze i 1 4400 STEYR ST A D TP LA TZ Nr. 2S Telefon 24018 neben Rathaus (Geschäft im Hof) 41

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