Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1981

Sonn am Arm, ,,schau mir ins G'sicht! Mir, deiner Mutter, schau ins G'sicht und sag' mir: Was hast du getan? Was .hast du auf'm G'wissen, was i net weiß? Sag' mir's! Nur mir bist du Re- . chenschaft schuldig; denn soviel wie ich, hat kein's ausg'standen um dich und so gern wie ich, hat dich kein's! Sag', Veitl, daß du unschudlig bist!" Man hörte ein dürres Blatt, das der Abendhauch oben im Wipfel gelöst hatte, durch die Aste henmterrascheln und dann auf den Boden fallen - so totenstill war es. Der Bursche stand bleich und zitternd - die Augen zu Boden gesenkt. Ein paarmal war's, als wollte er reden; aber es hob sich nur seine Brust höher und ein schwerer Atemstoß öffnete seine Lippen. 11 Veitl", rief die alte Bäuerin, ,,red' - laß mich net glauben, daß du deine alte Mutter vergessen hast!" „Muatter, ich bitt' dich", - preßte ,er da heraus. ,,Red"' - sagte sie in Todesangst, ,,sag', daß du unschuldig bist!" Er schwieg. Der Gendarm löste sanfter, als man es von dem in strenger Pflichterfqllung rauh gewordenen Manne erwartet hätte, die bebenden Finger der Alten von dem Arme Veitls. Sie leistete keinen Widerstand mehr und sank kraftlos auf die Holz_ bank. Wenn Mutterglaube enttäuscht wird, ist die ganze Stärke einer Mutter dahin. Jetzt erwachte aber in der Dorfjugend der kaum bis jetzt zurückgehaltene Trotz. Das Zusammengehörigkeitsgefühl, der Bauernstolz, empörte sich dagegen, daß einer von ihnen dem Gendarmen ausgeliefert werden sollte, dem man höchstens Landstreicher und Diebe vergönnte. 11Das gibt's fein net", rief der l eidenschaftliche Schreier wieder, der sich schon vorher dareingemengt hatte, ,,daß der Veitl arretiert wird! Ba'm helft's z'samm! Frei muß er werd'n - der Veitl" . „Das gibt's net - frei muß er werd'n!" wiederholten ein Dutzend Stimmen. Grelle Pfiffe ertönten, die Splitter einer eingeschlagenen Laterne klirrten und Stuhlbeine krachten - eine Gewalttat bedenklicher Art stand zu besorgen, so sehr sich die Alteren abzuwehren bemühten. Der Gendarm hatte seinen Säbel gezogen und stand in ruhiger Entschlossenheit vor seinem Gefangenen, der all das teilnahmslos um sich her vorgehen ließ. Plötzlich schrak er auf. Von fernher vernahm man einen gellenden Ruf, der wie eine Warnung klang - wie ein gebieterisches Halt, das die Dinge hindern wollte, die hier geschahen. 11Was ist das?" So fragte man sich im Kreise. Der schon zum Schlag erhobene Stuhl sank, der Fuß, bereits zum Sprung auf den Tisch bereit, hielt an - jeder lauschte nach der Dorfstraße hin. Näher und näher kam das Rufen. Jetzt sah man weiße Arme mahnend Aufhalt gebietend in der Luft erhoben - blau-schwarze Locken schimmerten Julie Sailler Inhaber: Köglberger Wirk-, Kurz- und Meterware - Wolle in reicher· Auswahl Gute Qualität! Billige Preise! Tabak-Trafik Zeitungsverschleiß STEYR, KIRCHENGASSE 5 . Telefon 62-7474 61

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