Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1976

2x PHOTOHAUS THEM 4400 Steyr, BahnhofstrafJe 7 - Telefon 2 81 OS Filiale: Münichholz, KlarstrafJe S - Tel . 2 84 SS nahm südlicher·en Ch·arakter an. Den Geleitbrief hatte e:in freunidlicher Pfarrer ins Französische iiberisetzt. Aiber immer noch war er weit von ,seirnem ilieL Viele Tage laa11g saih er vor sich die wi-ldzerklüftJete Kette eines neuen Gebir'gszuges. Es waren die Pyrenäen, ,das Grenzgebirge zwi,schen Frarnkreich und Spankn. Au,f ha1sbrecheri,schen Pfaden überstieg der Pi1ger diese Höhen. Und als er a.n den jenseitiigen Hängen niederstieg, wies er einen Gdeitbri.ef in spanischer Sprache vor. Mancherlei Urugernach mußte dier Hager noch ertra:gen, •aber end1'ich lag das lanigersehnte Ziel vor ,sdnen eT'lösten Augen. Nun war al'leis über,wunden! Ein a u,s tiefstem Herzen 1 kommendes Dan!kgebet spr.ach er, als er di,e Kiirche Santiago de Compo:stella in Spainien betrart: . Die Patres machten evsbaunte Gesichter, ,al,s e:in ,stauhbedeckter, grauhaiarigeir Mainn in <l!ie Sakristei trat und mit foe:mden Worten sednen Gele:itbrief voooes. Er durfte eine gan:z:e Woch1 e bei ihnen bleiben und ruhte si.ch aus von der weiten Reise. Frei und leicht fühlte er sich, da •er nun S'e1n Gelübde erfüNt hatte. An einem mi1lden Oktoberta'g, 21ehn Monate nach dem An tri tt seiner Pilgerfoihrt, machte er ,skh wi1eder auf den Weg zur Heim'at . - - Auf ,dem Hagergut ging in ,dieser Zeit a lles seinen gewohnten Garng. Immer Wtttide beim Abenld.gebet e1n Vaterunser für die ·glückliche Wi1ederkehr ,d_es P,ilge11s e'l1 ngeflochten. So wa,ren Frühling und Sommer vor1b ei1 gezogen. Der Herbst S'arnk in-s Land mit Nebel u,nd Stürnnen . Vom Hager hörte man 111ichts. Oft hielt sein e Frau Ausschau nach füm. Sie wurde immer stillet' urud t 11auri!ger. Vi,eil-e Nächte la11Jg lag s':ie wach unid ließ ilhren Tränen freien Lauf . Es war ein Glück, diaß sie die erwach senen Söhne um sich hatte. So 52 zog enld]os langsaim auch der Winte r vorüber. A1s die Osterglocken zum zweitenmal über das Lan1d läuteten, ging die -Frau ins Dorf zum Pfarrer und biat ihn nllit Trä111en in den Augen, daß er für den Verschollenen ein To,tenamt ·lese. Der Pfoner fand wenig Trostworte, so gern er sie auch geben rwollte. lilllgilückliich bis in den Tod kehrte ,die BäUJerin hcim. En Maitag, so sonn1ig u.i1d klar wie selten einer in dieser Gege111d, senkte s,i_~h 2:1:r Neige. Da ging ,di,e •alte Ha;gerbauenn vom Felde herlm, um dais Nachtn~ahl zu bereiten. Sie s,aih am We-grand emen müden, bäroiigen W,anlderie.r sitzen, das Gesicht tief sonnengebräulllt. Voll Mitle,id bot ,sie :ihm ,den Krng ZUJl1 Trinken . DeT Fremde sah ihr stumm in-s Gesicht. Als er den Krug zurückgiaib, sprach er: ,, Ich danke d!ir, Maria! " Jäb stieg es der Bäuerin heiß zu Herzen. Der Wanderer sa1gte ,gi]ück1ich: ,,Ja, ich bin es. auif den <lu so Lange gewartet bast!" B-auersleute machen nicht viel Worte, we11111 ein großes Ereigrui1 s ihr Gemüt bewegt. Sechzehn Mornate war der Pil-ger fort gewesen, jetzt aber konnte die Frau nur &a1 gen: ,. Gott sei Dank, daß du wieder daheim biist !" Das Leben naihm seinen g11ten Lauif auf .dem Hagergute. Als des Sommers meiste Arbeit getan war, baute d·er aJte B-auer an der Stelle, ·an ,cl:er ihm 5eine Frau hei .der Heimkehr den Tmnk geb?ten hatte, zur ,dankbaren Erinruerung eJne Kapel1e. Er lileß sie weihen Ull]d auf ein1er Votivtafol das Geschehen 1 aufschreiben zum Geidächtnis für spätere Generationen. Die Kapell e s.teht heute noch, nach zweihun:dert Jaihren, und gibt Zeugnis vom starken Glauben rnlld <ler tiefen Treue wnserer Aihnen . . .

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