Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1971

Antonia Wieland dtueh eJJILt Jllii-giiehkrd t Jeden Vormittag, wenn um 10 Uhr die Arzte der Kl.inik im großen Saal ihre Visite machen, ist für die Kran~en die interessanteste Zeit des Tages gekommen. Nich t nur, weil jeder Patient gerne erfährt, wie es um ihn steht und ob er sid1 auf dem Weg ·der Besserung befindet, sondern auch deshalb, weil der Oberarzt und sein Assistent bei der Visite stets für ein abwechslungsreiches Schauspiel sorgen. Es geht dabei immer um die Diagnose. Darüber muß man sich schließlich einig sein, denn grundsätzlich kann man den Patienten nicht nach zwei verschiedenen Therapien behandeln - obwohl auch das schon vorgekommen sein soll. Eines Tages stehen also Oberarzt Dr. X und sein Assistent Y wieder um das Bett eines Patienten , von dem man zwar weiß, daß er es nicht mehr allzu lange machen wird, aber 11icht, was ihm eigentlich fehlt. ,, Ich könnte schwören, daß es eine -itis-nox-talis ist! " sagt der Oberarzt . ,, Auf gar keinen F'all: es ist einwandfrei zu erkennen , daß es sich um eine -rosisplax-sitis ha11delt! " Außer den Endsilben ist von den lateinischen Fachausdrücken der beiden Medi - zinei' nichts verständlich. Aber die Gestik und das Mienenspiel der Söhne Aeskulaps is t sehenswert, sie steigern sich immer mehr in ihre Überzeugungen hinein, Dem Patienten ist nicht sehr wohl zu Mute. ,,Ich bleibe dabei , es ist eine -itis !" sagt der Oberarzt . ,, Da irren Sie sich aber gewaltig!" gibt der Assistent zurück . Schließ/ich macht der Oberarzt ein Ende: ,, Also gut", meint er , es ja bei der Obduktion ·sehen . .. !" „wir werden (ici) ~ J 58 DAS GR.OSSE 5TR.UMPF O SPEZIALG!;SCHÄfT STE;YR0 ENGE 16

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