Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1969

,der um Eva herumtänzelte. In der Turn- .stunde, als Boxen, damals ein wichtiger Gegenstand der Leibeserziehung, auf dem Programm stand. habe ich es ihm dann gegeben. Der Turnprofessor hatte Rolf und mich, da wtir von ziemlich gleicher Statur waren, gegeneinander boxen lassen. Er hätte es nicht tun sollen. Denn nach dem Shake-ha.nds schlug ich gleich einen herrlichen Uppercut - den wir übrigens noch gar nicht durchgenommen hatten - gegen Rolfs Kinn und schoß sofort eine rechte Ge- ·rade, sauber aus der Schulter gestochen, nach. Das war zuviel für Rolf . Er sackte zusammen und fiel der Länge nach auf die Ledermatte. Meine Kameraclgn ha - ben ihn kräftig mit Wasser bespritzt, während ihm der verstörte Turnprofessor mit einem Handtuch kühle Luft zufächelte. Wir haben mächtig zu hm gehabt, den Schönling wieder auf die Beine zu bringen. Aufgestachelt durch meinen Sieg ging ich voller Selbstbewußtsein daran, Eva etwas näher zu kommen. Ich stellte mir einen kleinen Stadtbummel am Sonntagnachmittag mit ihr vor. Sie direkt zu fragen, feh.lte mir der Mut. Also indirekt! Aber wie? Da glaubte ich die Idee zu haben. Es war Samstag und wir mußten über das Wochenende eine Abhandlung über die Radioaktivität schrei - ben. Hiefür war das Physikbuch notwendig. Während der Griechischstunde schrieb ich auf einen Zettel: .. Bitte komm Sonntag um 2 Uhr zum Goethedenkmal. Bestimmt! Hen11a1m. " Das Wörtchen „Bestimmt " hatte ich dreimal unterstrichen. Den Zettel aber steckte ich während der großen Pause unbemerkt in Evas Physikbuch und zwar zwischen jenen Seiten, die von der Radioaktivitii t handelten . Dort mußte ihn die gewissenhafte Eva finden. Am Sonnta_g sah mich meine erstaunte Mutter mit fanatischer Besessenheit me·inen besten Anzug bürsten. Bereits eine Viertelstunde vor der Zeit stand ich - wi e aus dem Ei gepellt - beim Denkmal des Dichterfürsten. Nur die Schuhe drückten etwas. Sie waren ganz neu und f;ehörten meinem älteren, jedoch etwas kleineren Bruder. Anfänglich wollte er sie mir ohnehin nicht leihen, denn er .,60 a.patl)o··rbft - - - - - - z::, #LWWWL.WJLWLJW Grad watn kann ma hiazt in Laub - Sdtier olls van Baman is herunt, Wohl ham n-1a ollas vollci Staub, Wia wann's gar nim,,t,ta rögna /rnnnt. Au d' Sunn is sparsam wia nöt gsdteit, Ganz dick da Nöbl olle Tag; Wann's guat ge'1t, grad z'mittag a Zeir. Daß d' SuHn a biss/ sdteina mag. Sdtaust hin, wost willst, geht olls tala - ·- Mir se/111 san ah nöt mehr so gstimmt - Es is halt da Novemba da , Und olls wird so, wiii's oll Jahr kiff,1mt. Es geht halt recht sdten na da Reih: Zersdtt braucht's a Zeit bis hin za Blüalt. Dö prangt und bersdtt sö - und ff,10ant frei A A'sterbm gibt's für sie gar 1tici. - So is's bei 01/11 , was rundum löbt , Und ah bei dir, Mensdt , is's ah so; Damit sö ja koans übahöbt, Und öppa glaubt, a,,nend geht's doh. Es kunnt ja sein , daß grad bei dir N11hff,1al a sunniges Eidtterl /dm~nt; Doh dauert's nöt lang, aba dafür Kiff,1ff,1t dann dös anda gan z bestimmt. Wilhelm Sdtatjmberger - LiHz ----- wollte sich an jenem Sonntagnachmittag mit seinen neuen Schuhen ebenfalls in weiblicher Begleitung bewegen. Eine angemessene Leihgebühr hat te ihn zum Verzicht bewogen. So stand ich denn mi t klopfendem Herzen und drückenden Schuhen beim Denkmal. Es war schon eine Minute vor zwei, und von Eva weit und breit keine Spur. Ich begann unruhig zu werden. Sollte sie am Ende ihre Physikaufgabe noch ni cht gemacht haben? Oder hatte sie ihn wohl gefunden, ihn aber zerknüllt und herz los in den Papierkorb geworfen? Die Uhrze,iger schickten sich nun an, die dritte Stunde anzufangen. Von Eva war noch immer nichts zu sehen. Wohl glaubte ich einigemale die Gestalt Evas zu erblicken, abe; wenn sie näherkam, war es stets ein anderes Mädchen. Eine zur Korpu-

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