Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1966

76 Im Jahre 1684 herrschte in Linz die „rote Ruhr“41) Bürgermeister Schin¬ nerer erwog, den Verkehr mit Linz einzustellen.42) In Steyr waren es nur zwei Personen, die von dieser Krankheit erfaßt wurden.43) Um die bedeutenden Kosten für die sanitären Abwehrmaßnahmen tragen zu können, wandte sich der Magistrat um Beiträge an die Hauptgewerkschaft44) und das „Einnehmeramt“ in Linz.45 Wegen der Pest war auch Kaiser Leopold I. mit seinem Hofstaat nach Prag übersiedelt. Von dort aus besuchte er Linz und am 8. August 1680 auch Steyr. „ in sonderbahrer Erwegung“, daß der Kaiser zum ersten Male die landes¬ fürstliche Stadt besuchen werde, beschlossen Magistrat und Hauptgewerkschaft, ihn mit der „allermöglichisten Ehrn=Bezeügung ond höchsten Frewden (Freuden) zu empfangen. Ende Juli wurde unter der Bürgerschaft eine Musterung abge¬ halten.46) Bürger und ledige junge Männer wurden in Kompanien eingeteilt, um Spaliere zu bilden und Wachen zu stellen. Vom Jesuitenorden wurde oberhalb des Bürgerspitales in der Kirchengasse eine Ehrenpforte errichtet, andere Ehren¬ tore wurden auf dem Stadtplatz gegen Enge und Pfarrgasse aufgestellt. Alle diese Tore waren mit symbolischen Figuren und Sinnsprüchen geschmückt. Ganz beson¬ ders prachtvoll war das Tor am unteren Stadtplatz, weil es das „Uhralte Inner¬ pergerische Aertzt= (Erz=) ond Berg=Werck, sambt dero Plahöffen (Schmelzöfen Hammerschmitte, Bergschünner=Knappen ond andern bey solchem Bergwerck ar¬ beithenden Leüthen, ond sich befindenten Werckhen in schöner Form ond Figurn ** representirte". Brücken und Stadtbrunnen wurden mit Girlanden und Blumen geschmückt. Vor dem festlich geputzten Gewerkschaftshaus (heute Pfarrgasse 1) standen beim Einzug Leopolds und seiner Gemahlin zwei Fässer, mit rotem und weißem Wein, der in zwei Bottiche floß, aus denen jedermann trinken konnte. Stadtrich¬ ter Wolff Athanasi Schüchel von Satzbach befehligte als Stadthauptmann die zum Empfange bereitgestellten Bürgerkompanien in der Stärke von rund 1000 Mann. Unter dem Donner von 20 schweren Geschützen und 60 Doppelhaken sowie dem Geläute aller Glocken, hielt der Kaiser seinen Einzug in die Stadt und wurde beim Schnallentor in Gegenwart der Angehörigen des Magistrates vom Stadtschrei¬ ber Dr. Raphael Haag begrüßt. Hernach überreichte Bürgermeister Schinnerer dem Kaiser auf einem Samtkissen neue vergoldete und versilberte Stadtschlüssel, die die¬ er wieder zurückgab. Weitere Begrüßungen erfolgten durch die geistlichen Orden Mit 200 Studenten erwarteten die Jesuiten den Herrscher. 41) RP 1684, 126. 42) RP1684, 135. 43 RP 1684, 145. 44) RP 1684, 68. 45) RP 1685, 83. 46) RP 1680, 117. Alfred Möstl's Wwe. KORBWAREN - KINDERWAGEN Reichhaltiges Lager in Korb¬ waren, Kinderwagen, Spielwaren Michaelerplatz 14 Steyl reisien 27075 und Haushaltungsartikeln

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