Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1958

ten sich mit denen der Soldaten, die brüchigen der Greise mit den hellen der Mäd¬ chen und Kinder, sie brandeten wie eine ungeheure Woge der Beschwörung auf, und wenn jemals dem Herzen eine Macht gegeben war, dann mußte diese Woge Domes durchbrechen und Gott erobern. Der Priester trat vor das Gewölbe des und las das Weihnachtsevangelium, er las die Lobpreisung der Engel: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden den Menschen auf Erden! Ge¬ Das Wort war ausgesprochen, nicht mehr von einem Priester für seine für meinde, ein Mensch hatte es mit den Engeln gerufen, für die Gläubigen und Er¬ die Ungläubigen, für hüben und drüben. Durch die Menge ging eine tiefe regung, es erschütterte die Reihen, und viele weinten laut und haltlos vor sich hin. Dann, als die Kirche sich leerte, geschah es langsam und ohne Drängen, feier¬ lich fast, wie zu einem großen Opfergang, und die Menschen, viele hatten einander vorher nie gesehen, sie konnten einer den andern im Dunkeln der schneetreibenden Nacht nicht erkennen, jetzt drückten sie einander stumm die Hände, ehe sie aus¬ einandergingen. Lustioer Semesterschluß Es scheint eine seltsame Fügung des Schicksals, daß Semesterschluß und Fa¬ zusammenfallen. Wenn auch das Halbjahrzeugnis in der Hand des Schülers sching nicht immer gerade so gut aussiel, daß man mit vollem Übermut sich dem Fasching und einen Vergnügungen hingeben darf, so kann man ja dadurch dem elterlichen Willen nachkommen, daß man das Lustige in der Schule selbst sucht. Und das ist leicht zu finden, sowohl bei den geplagten Schülern als auch bei den noch geplag¬ teren Lehrern. Zuerst die Schüler. Originale aus ihren Aufsätzen, Übersetzungen und Antworten. Der Tierbändiger betrat den Käfig, da kam ein furchtbarer Löwe, ging auf ihn zu und leckte ihm das Gesicht. Die erstaunten Zuhörer hatten gerade das Gegenteil erwartet. 63

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