Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1958

40 Als sich das Gewitter verzogen hatte, stand der Professor auf und ging zur Station. Später ließ er die Begrüßung und die Vorwürfe seiner Frau ruhig über sich ergehen und lächelte seiner Tochter wie einer Verbündeten zu. Dann mußte er rasch zu Bett gehen, weil seine Zähne laut aufeinanderschlugen. aber In den folgenden Tagen verließ Susanne nur selten das Krankenzimmer. Sie gab sich keiner Hoffnung hin. Der Professor ließ sich ohne Widerstand in die Krankheit fallen. Da er so offensichtlich wünschte, sie alle zu verlassen, konnte man ihn nicht zurückhalten. Alles was sie tun konnte, war, für seine Ruhe zu sorgen. Still saß sie am Fußende seines Bettes und wartete, ohne ihren Vater anzublicken. In der Morgendämmerung des neunten Tages starb er in einem Augenblick, als Susanne und der Arzt eben das Zimmer verlassen hatten, als habe er auf diese Minute der Einsamkeit gewartet. 8S ALTEN Ferdinand von Saar Das aber ist des Alters Schöne, daß es die Saiten reiner stimmt, daß es der Lust die grellen Töne, dem Schmerz den herbsten Stachel nimmt. Ermessen läßt sich im Verstehen die eigne mit der fremden Schuld und wie auch rings die Dinge gehen, du lernst dich fassen in Geduld. Die Ruhe kommt erfüllten Strebens, es schwindet des Verfehlten Pein und also wird der Rest des Lebens ein sanftes Rückerinnern sein.

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