Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1957

„Gar so billig is dö Gschicht aa net. Da gehn jetzt so Fahrten zum Rhein, kost 14 Mark 30 Pfennig hin und zurück, Hotel und Verpflegung is aa dabei, aber, eine für a Fraß, dös kennas eahna denken! Wenn ma 's Rechnen anfangt, 14.30 was Person is aa allerhand Geld!“ pro „Da is dös in so einem offenen Wagen, wo man ganz allein ist, schon was an¬ ders Da zahlt ma 's Benzin, aus.“ „Jessas“, sagte der Wagenlenker Zepfmeier, „tankn müaß ma, des hätt i jetzt vergessen.“ bald Die Bimslin stieß ihren Mann, worauf dieser sagte: „Den Betriebsstoff zahl i!“ „Zahlt halt jedes die Hälfte“, meinte die Zepfmeierin. „Naa, naa, des zahln mir“, ereiferte sich die Bimslin, „war scho recht, wo ihr o viel Auslagen ghabt habts und ihr laßt uns da mitfahren. Zahln tun mir, jetzt Schnuck!?, gell, Der „Schnuck“ nickte nur. Bei der nächsten Tankstelle wurde vorgefahren. Der Schnuck sprang gleich her¬ und frug fachkundig: „Haben Sie Benzin? aus „Jawohl, so viel, daß mir's verkaufen! Wieviel wollen S' denn?“ „Ja, wir wolln zum Bodensee und dann den Rhein hinauf.“ Der Tankwart wußte, mit wem er es zu tun hatte. „Ja, da mach ma den voll. Ol werden S' auch brauchen? Tun wir zwoa Liter nei!“ Tank „Was macht das?“ frug der Bimsl, einen Zehnmarkschein in der Hand. „Ja, des san amal 45 Liter Betriebsstoff — macht 19,35, und zwei Liter Öl, 5 Mark, sind's 24,35, ohne Schmiergeld. macht Der Schnuck wurde ein bisserl blaß, gab dem Tankwart 25 Mark und sagte großspurig: „Lassen Sie es gut sein! noch „Danke, gute Fahrt!“ „Man möchte es gar nicht glauben“, sagte die Zepfmeierin, „daß soviel hinein¬ in so einen kleinen Wagen!“ geht Der Schnuck warf seiner Frau einen bedeutungsvollen Blick zu. Es wurde stiller im Wagen. Die Zepfmeierin machte einige aufmunternde Bemerkungen über ohne Erfolg. Die 25 Mark be¬ die schöne Gegend und wie weit man schon sei — lasteten das Gemüt und das Budget der Bimslischen zu schwer. Die gute Stimmung war futsch und wurde auch nicht besser, als bald darauf der rechte hintere Reifen platzte. Das Auto rutschte in den Straßengraben. Die Bimslin, obwohl sie wegen der Kirchensteuer aus der Kirche ausgetreten war, schrie: „Jess'Maria! „Da ham s’ di scheinbar ausgschmiert? So schnell darf do nix kaputt geh!“ „Red doch net so dumm daher, blöds Weibsbuid“ schimpfte er, „so was kann aa passiern, wennst dir einen nagelneuen Wagen um 30.000 Mark kaufst!“ Ein vorüberkommender alter Automobilist half ihnen beim Montieren, denn sie hätten das Reserverad, obwohl beide schon ihre neuen Sommeranzüge voller Fett¬ flecken hatten, nicht hinaufgebracht. Die Frauen erzählten, daß sie zum Bodensee wollten, und dann den Rhein hinauf. Der schaute den Wagen an und sagte: „Da ghört scho a Schneid dazu, i trauet mi net mit dem Wagen!“ Als man wieder einstieg, vermied man es, sich gegenseitig in die Augen zu schauen. Alle hatten sie den starren Blick, eines hatte das andere dick. Ein unheil¬ schwangeres Geschick lag in der Luft. Die Zepfmeierin betete heimlich, daß alles gut hinausginge. Sie betete irrtüm¬ lich zum heiligen Antonius, denn sie wußte nicht, daß hier der Christophorus der zuständige Heilige gewesen wäre. Darum hat es wohl auch nichts geholfen. Zwischen Buchloe und Mindelheim, keine besonders reizvolle Gegend, blieb das Wägelchen stehen. Alles Drehen und Schrauben war umsonst. Viele, sehr viele Fahrzeuge fuhren vorüber, zum Bodensee hinunter, von dem man hier noch gar nichts sah. Einige hielten auch, aber helfen konnte niemand. Sie machten bloß faule Witze. Einige Proben: 77

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